Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Wissenschaften. 279 
lich ihm übertragen. Eine so monarchische Verfassung, als sie einer 
gelehrten Körperschaft nur immer gegeben werden konnte, hier dadurch 
erträglich, daß ein Mann von einer rein wissenschaftlichen Autorität, 
ohne fremdartigen Einfluß, an die Spitze der Gelehrten kam. Selbst 
Schmettau erfuhr bald, daß er nichts ausrichten konnte. Zur Aus- 
bildung der äußern Stellung von Maupertuis gehörte, daß er einen 
Orden erhielt, der sonst nur militärischem Verdienst zuerkannt worden 
war, in angesehene Familienverbindungen trat, und besonders, daß 
er in unaufhörlicher Beziehung zu dem König und den andern Fa- 
milien des Hofes stand. Die Gelehrten ordneten sich ihm unter, weil 
sie in seiner Person sich alle geehrt sahen. 
Das aber dürfte man ihm nicht Schuld geben, daß er die Aka- 
demie französirt habe. Der Beschluß, die Denkschriften der Gesell- 
schaft nur französisch herauszugeben, war gleich nach der Erneuerung 
gefaßt worden, denn immer allgemeiner werde diese Sprache, und 
das lateinische Land verliere dagegen täglich an Umfang; und es 
scheint sogar, als sei Maupertuis nicht ganz zufrieden damit gewesen:; 
wenn man die Denkschriften ansieht, so überzeugt man sich bald, daß 
der eigentlich französische Geist wenig Antheil daran hatte. In der 
physikalischen Abtheilung führten neben Pott und Eller besonders 
Marggraf und Gleditsch das Wort; die mathematische erfüllte Euler 
mit zahlreichen und gelungenen Abhandlungen: — in der philosophi- 
schen arbeiten besonders Mitglieder der alten Colonie, denen sich spä- 
ter einige Schweizer, wie Sulzer und Merian, zugesellen, in der philo- 
logischen, die noch wenig bedeutet, einige einheimische Schulmänner 
und Theologen. Wenn der unnatürliche Zustand, daß die Abhand- 
lungen einer deutschen Gelehrtengesellschaft erst ins Französische über- 
setzt werden mußten, um gedruckt zu werden, einen Vortheil hatte, 
so lag derselbe darin, daß Arbeiten, wie Marggrafs, dessen genaue 
und wiederholte Experimente zu bedeutenden Entdeckungen führten, 
auf diesem Wege eher zu einer allgemeinen Anerkennung gelangten. 
Auch hätte ohne dies der König schwerlich den Antheil genommen, 
den er nahm. 
In der Classe für Philosophie und schöne Wissenschaften erschien 
der König selbst ein paar Jahre hindurch als der fleißigste und wirk- 
samste Mitarbeiter. 
Bald nach dem Kriege beschäftigte er sich, aus dem natürlichen 
Wunsche, über die Geschichte seiner Macht, worüber ihm nichts Ge- 
nügendes vorlag, ins Klare zu kommen, mit der Geschichte seines 
eigenen Hauses und Landes. Zu meinem Erstaunen finde ich, daß
	        
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