Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

292 L Buch. Fünftes Capitel. 
sein Wesen gleichsam aus wei verschiedenen Tendenzen bestanden habe, 
von welchen die eine in diesen, die andere in jenen hervortrete. 
Wir können die Betrachtung der ersten Epoche Friedrichs nicht 
schließen, ohne das Verhältniß seiner allgemeinen Ansichten und seiner 
Regierung noch mit ein paar Worten zu erörtern. 
Meinungen und Regierungsweise des Königs. 
Ich möchte nicht wagen, aus den literarischen Arbeiten Fried- 
richs, wie sie in jenen Zeiten, jener Umgebung entstanden, ein System 
von allgemeinen Gedanken zu entnehmen. 
Manches der bedeutendsten Werke der alten und neuen Literatur 
eignete er sich erst noch an; unter den Anregungen der Lectüre, des 
Umganges und des Lebens machte er bald einen, bald einen andern 
poetischen Versuch, bei dem er oft nur die Geschäfte zu vergessen, 
eines Eindruckes, der ihm unangenehm war, Herr zu werden suchte. 
Wollte man ihn als einen Schriftsteller betrachten, der das Publicum 
belehren oder vergnügen will, so würde man ihn verkennen; seine 
Werke tragen den Charakter des Gelegentlichen und individuell Mo- 
mentanen. Darin wich er ganz von Voltaire ab, daß dieser nur 
für die Wirkung auf die Leser arbeitete, er dagegen eine unbedingte 
Freude an der Production an und für sich hatte. 
Unter den größeren Arbeiten begegnet uns zuerst das Palladium, 
ein komisches Heldengedicht, worin die falsche Frömmigkeit und die 
Zuchtlosigkeit der Feinde aus dem letzten Kriege in großen karikirten 
Zügen verspottet wird 1); ein Phantasiestück in Callots Manier, voll 
von Talent, aber ungezügelt und wild. 
1) Man weiß, daß die Gefangennehmung Valoris, der als das Palla- 
dium betrachtet wird, den Gegenstand desselben ausmacht. Dennoch konnte 
Balori es nie in seine Hände bekommen. Toute la grace, schreibt er am 
24. Januar 1750 an seinen Hof, der auch sehr begierig danach war, que mes 
instances ont pu obtenir a été, qu'on m’en feroit la lecture devant (le 
roi) de sorte que je me suis rendu dans son cabinet, on le M’ Darget, 
son lecteur, en lut 4 chants. C'est un ouvrage extrememont badin et 
plaisant au possible, il est eflectivement de nature à ne pouvoir éetre 
confic. — — Cet ouvrage est d'autant plus singulier, qu'il a été fait en 
peu de temps. II a étée imprimé dans une des chambres du chäteau, avec 
toutes les précautions les plus cxactes. Le livre est orné de vi- 
gucttes et d’estampes à chaque commencement du chant, on je suis 
peint comme le Palladion des Prussiens que le prince Charles veut 
enlever.
	        
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