300 Zwölstes Buch. Fünftes Capitel.
der Zeit kam dem Könige Friedrich mit der gleichen Tendenz ent-
gegen, und förderte sein Thun; auch in der Erfüllung der Pflicht an
sich liegt eine unendliche Befriedigung.
Um sich dazu fähig zu machen, hielt es Friedrich für nöthig,
die Menschen, wie er es einmal selbst nennt, zu studiren, besonders
diejenigen, die ihm entweder als Werkzeuge dienten, oder der Gegen-
stand seiner Sorgfalt waren. Unter seinen Unterthanen unterschied
er die feinen und gelenken Preußen, deren Gewandtheit jedoch be-
sonders innerhalb ihrer Grenzen leicht in Fadheit überschlage, von
den naiven und geraden Pommern; die Kurmärker stellt er weder
den einen noch den andern gleich, das Wohlleben gelte ihnen zu viel,
in Geschäften seien sie selten mehr als mittelmäßig; lebhafteren Geist
besitze die Magdeburgische Ritterschaft, mancher große Mann sei aus
ihr hervorgegangen; den Niederschlesiern fehle es an einem Prome-
theus, der sie (durch Erziehung) mit dem himmlischen Feuer erfülle;
Anstrengung und Atbeit sei bisher noch nicht ihre Sache, sondern
eher Genußliebe, gutmüthige Titelsucht. Auch in Minden und der
Grafschaft Mark fehle es nur an Erziehung und Uebung, nicht an
Talent, am wenigsten entsprach Cleve seinen Wünschen. Er suchte
sie alle zu heben und dadurch zu vereinigen, daß er die provincialen
Bezeichnungen vor der allgemeinen als Preußen verschwinden ließ:
besonders machte er diese im Felde geltend.
Wir sahen, wie er sich für jeden Zweig nach den demselben in-
wohnenden Erfordernissen Gehülfen zu bilden suchte: in Justiz, Ad-
ministration, Militär; so hatte er auch eine Pflanzschule für den
Dienst in den auswärtigen Geschäften im Sinn; um das Jahr 1752
ward dazu unter der Leitung von Podewils ein Anfang gemacht.
Die natürliche Gabe, die allem zu Grunde liegt, sollte durch allge-
gemeine Kenntniß sowohl wie durch das Aufnehmen der Idee des
Staates entwickelt werden.
Die Minister, die an der Spitze der verschiedenen Abtheilungen
des Dienstes standen, schickten dem König über die wichtigen und
zweifelhaften Punkte täglich ihre Berichte ein. Friedrich hielt nicht
für gut, den geheimen Rath zu versammeln, denn aus großen Raths-
versammlungen gehe selten eine weise Beschlußnahme hervor, durch
Privathaß und Rechthaberei werde da eine Sache eher verdunkelt;
das Verfahren der schriftlichen Anfrage mit Gründen und Gegen-
gründen hielt er für das bessere: der Fürst müsse sich nur die Mühe
geben zu lesen und einzusehen; ein gesunder Sinn fasse leicht die