Zweites Capitel.
Entwürfe eines Friedens in Deutschland. Säcularisations-
projecte.
In dem Laufe des Jahres 1742 und dem Anfange von 1743 ließ
es sich an, als habe die Politik Friedrichs die meiste Aussicht für sich.
Obgleich die Franzosen noch eine mächtige Stellung nicht allein
im südlichen Deutschland, sondern auch in Böhmen hatten, so zeigte
sich doch, daß sie den Krieg, in dem sie begriffen waren, nicht mit
Nachdruck führen würden. Am liebsten hätten sie auf der Stelle
Frieden geschlossen. Es ist beinahe schmerzlich wahrzunehmen, wie
Cardinal Fleury am Ende eines durch mannichfaltige Erfolge aus-
gezeichneten politischen Lebens, als dieser ihm fehlte, sich gleichsam
wegwarf, um den Frieden zu suchen. Er gewann es über sich, in
einem Schreiben an Marschall Königsegg, die Verantwortung für den
Krieg, den er bisher geführt, von sich abzulehnen: denn nur von An-
dern gedrängt, habe er ihn unternommen; er kam auf die Grund-
sätze zurück, die man bei einem Bunde mit Oesterreich immer in den
Vordergrund gestellt hatte: eine Vereinigung dieser Mächte sei gleich
nothwendig für den Frieden der Well und für die Religion. Aber
die Reihe, sich zu täuschen, war jetzt an ihn gekommen. Wie konnte
er nur ertwarten, daß Maria Theresia, da ihr der Feldzug die größte
Aussicht darbot, sich auf Unterhandlungen einlassen würde.
Maria Theresia, die sich gern an die ihr günstige öffentliche
Meinung wendete, antwortete damit, daß sie den Brief des Cardinals
in der leidener Zeitung abdrucken ließ. Nichts war geeigneter, den
Credit desselben in Europa und zu Hause vollends zu zerstören. In
Paris schrie man laut über die heuchlerische Falschheit, mit der er
erfüllt sei.