Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Zweites Capitel. 
Entwürfe eines Friedens in Deutschland. Säcularisations- 
projecte. 
In dem Laufe des Jahres 1742 und dem Anfange von 1743 ließ 
es sich an, als habe die Politik Friedrichs die meiste Aussicht für sich. 
Obgleich die Franzosen noch eine mächtige Stellung nicht allein 
im südlichen Deutschland, sondern auch in Böhmen hatten, so zeigte 
sich doch, daß sie den Krieg, in dem sie begriffen waren, nicht mit 
Nachdruck führen würden. Am liebsten hätten sie auf der Stelle 
Frieden geschlossen. Es ist beinahe schmerzlich wahrzunehmen, wie 
Cardinal Fleury am Ende eines durch mannichfaltige Erfolge aus- 
gezeichneten politischen Lebens, als dieser ihm fehlte, sich gleichsam 
wegwarf, um den Frieden zu suchen. Er gewann es über sich, in 
einem Schreiben an Marschall Königsegg, die Verantwortung für den 
Krieg, den er bisher geführt, von sich abzulehnen: denn nur von An- 
dern gedrängt, habe er ihn unternommen; er kam auf die Grund- 
sätze zurück, die man bei einem Bunde mit Oesterreich immer in den 
Vordergrund gestellt hatte: eine Vereinigung dieser Mächte sei gleich 
nothwendig für den Frieden der Well und für die Religion. Aber 
die Reihe, sich zu täuschen, war jetzt an ihn gekommen. Wie konnte 
er nur ertwarten, daß Maria Theresia, da ihr der Feldzug die größte 
Aussicht darbot, sich auf Unterhandlungen einlassen würde. 
Maria Theresia, die sich gern an die ihr günstige öffentliche 
Meinung wendete, antwortete damit, daß sie den Brief des Cardinals 
in der leidener Zeitung abdrucken ließ. Nichts war geeigneter, den 
Credit desselben in Europa und zu Hause vollends zu zerstören. In 
Paris schrie man laut über die heuchlerische Falschheit, mit der er 
erfüllt sei.
	        
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