Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

26 Zehntes Buch. Zweites Capitel. 
Die Franzosen schickten sich hierauf an, ihren Heeren, die in 
Böhmen lagen, ernstlich zu Hülfe zu kommen. Jene Abtheilung zog 
heran, die unter Maillebois am Niederrhein aufgestellt gewesen, und 
zuweilen schien es wohl, als würde es noch einmal zu ernstlichen 
Waffenthaten kommen. Indessen es schien nur so. Es wäre vergeb- 
liche Mühe, ihre Unternehmungen, wiewohl sie die allgemeine Auf- 
merksamkeit beschäftigten, an dieser Stelle zu erörtern. Aus Paris 
war der bestimmte Befehl gegeben, die Armee lediglich zurückzuführen, 
sie so bald als möglich, so gut als möglich, an den Rhein zu bringen. 
Belleisle meinte, wenn er das Land zu verlassen verspreche, sich aus- 
bedingen zu können, daß dagegen Baiern von den Oesterreichern ge- 
räumt werde; der Befehl lautete jedoch, daß er auch darauf nicht 
bestehen solle, wenn es allzu große Schwierigkeiten habe 1). Die Offi= 
ziere der von dem Rhein kommenden Armee wußten es wohl: sie 
haben sich selbst als Mathuriner, Mitglieder der mönchischen Ge- 
nossenschaft, bezeichnet, die im Mittelalter sich der Loskaufung von 
Gefangenen aus der Heidenschaft widmete. Maria Theresia hatte 
das Glück, daß ihr sichere Kunde von jenen Befehlen zukam. Kein 
Wunder, wenn sie den vermittelnden Antrag verwarf, selbst wenn er 
von den Generalen ihres Heeres gebilligt wurde, wie das allerdings 
einmal geschah. Die Uneinigkeit zwischen den französischen Anführern, 
Maillebois, Broglie, Graf von Sachsen und Belleisle war so groß, 
daß ihnen sogar der Rückzug ohne alle Bedingung schwer wurde. 
Als endlich Belleisle allein in Prag zurückblieb, gehörte doch seine 
hanze Geschicklichkeit dazu, um die Armee ungeschlagen nach Eger zu 
führen, unter Beschwerlichkeiten, wie er sagt, dergleichen niemals ein 
französisches Heer ausgehalten hatte. 
Während die Reste derselben noch großentheils von Krankheiten 
1) Entscheidend für die Sache ist ein Schreiben Belleisle's an Amelot, 
worin der Marschall der ihm von den Ministern gegebenen Aufträge gedenkt. 
Les ordres du roi sont, Tobtenir 5 duelque prix que ce soit de ramener 
larmée de Boheme et meme celle du Danube saines et sauves et hono- 
rablement en France; vous m’'ajoutez meme dans la seconde (lettre) du 
14. (Ao#t) un point bien essentiel qui est celui de I’évacuation de la 
Bavièrre par les Autrichiens due Jj’eusse absolument exigé ct duquel vous 
M’'ordonnez bien expréssement de me désister après avoir employé tout; 
mais si je ne puis obtenir le retour des tronpes du roi sans cette dure 
condition, dites-vous (Amelot hat also selbst dies als eine für Oesterreich 
harte Bedingung bezeichnet) le rol a pour unique objet et veut par pré- 
frence à tout retirer ses armees d'’Allemagne et les avoir entières en 
France.
	        
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