28 Zehntes Buch. Zweiles Capitel.
Dohna ward sehr wohl aufgenommen: die verwittwete Kaiserin
sprach mit Bewunderung von den Eigenschaften des Königs, den sie
als Mitglied ihrer Familie betrachtete; sie empfahl ihre Tochter förm-
lich dem Wohlwollen desselben. Maria Theresia entschuldigte sich
beinahe, daß sie anfangs jung, unerfahren und in einem natür-
lich angegriffenen Zustand die Anerbietungen des Königs so un-
bedingt von der Hand gewiesen habe; mit Vergnügen sehe sie, daß
einige preußische Offiziere gekommen seien, um den Feldzug in ihrer
Armee mitzumachen, aber erst dann werde sie sich zufrieden fühlen,
wenn sie die preußischen Truppen zur Seite der ihrigen kämpfen sehe,
um sie gegen die ungerechten Anfälle der Franzosen zu vertheidigen.
Sie verglich im Gespräch mit dem General die beiderseitigen Armeen
und schien der preußischen bei weitem den Vorzug zu geben. Was
den Kaiser betrifft, denn dessen Angelegenheiten hatte Dohna sogleich
berührt, so erklärte sie sich bereit, Friede mit ihm zu machen, so viel
Uebel er ihr auch zugefügt habe, aber sie forderte dabei dreierlei:
erstens die Versicherung, die böhmische Stimme niemals wieder zu
beseitigen, was ihr Preußen garantiren müsse; sodann das Ver-
sprechen, daß ihr Gemahl zum Römischen König erhoben werden solle,
endlich die Freiheit, den Krieg gegen Frankreich, das ja auch den
Kaiser beleidigt habe und eifersüchtig auf Friedrich sei, mit aller
Macht fortzusetzten.
Die Worte lassen die Verschiedenheit der beiderseitigen Richtung
wohl durchblicken, aber die Hauptsache war, den Frieden in Deutsch-
land zu schließen, und darauf ging doch auch die Königin ein.
Unmittelbar nach dem Breslauer Frieden hatte Friedrich mit
England eine Defensivallianz geschlossen. Ein vollkommenes Einver-
ständniß war auch hier bei weitem nicht erreicht. Der König von
Preußen hätte vor allem gewünscht, die Streitfrage über die Erb-
folge in Mecklenburg und Ostfriesland abzumachen; „wenn wir uns
diesen Dorn aus dem Fuße ziehen“, sagt er, „so kann die Eintracht
der beiden Häuser nicht wieder gestört werden, wo nicht, so wird
der Streit nur aufgeschoben"“ — aber das Ministerium König
Georgs II war nicht dahin zu bringen. Seinerseits wollte Friedrich
die Verpflichtung, Hannover zu vertheidigen, nicht auf den Fall er-
streckt sehen, daß Georg II etwa einen offensiven Krieg unternehme
sente bonne harmonie et amitié entre les deux états et déraciner tout
sujet de méfiance, d’aigreur et de jalousie et d’'eloignement secret entre
les deux- cours.