Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Erfolge der österreichisch- englischen Waffen 1743. 39 
Schon im Anfang Mai durchbrachen die Oesterreicher die Ver- 
bindung der verschiedenen Quartiere zwischen Isar und Inn 0: — 
sofort fiel Khevenhüller auf Braunau, wo General Minuzzi sich mit 
seinen Baiern, trotz tapferer Gegenwehr, ergeben mußte: Daun auf 
Dingolfing, wo die Panduren und Croaten ein furchtbares Blutbad 
unter den Franzosen anrichteten; auch der Prinz Conti, der ein Com- 
mando erhalten, mehr weil er es wünschte, als weil man Zutrauen 
zu ihm gehabt hätte, konnte sich zu Deggendorf nicht behaupten. 
Nach diesen Verlusten hielt es Broglie für sehr gerechtfertigt, 
wenn er alle seine Truppen nach Ingolstadt zurückzog; aber auch 
hier war er nicht gemeint Stand zu halten: bei der ersten Annähe- 
rung des Prinzen Carl bewegte er sich weiter die Donau aufwärts 
und wandte sich alsdann durch Schwaben dem Rheine zu. Mit einem 
Heere von 60 Bataillonen und 100 Escadrons sah man ihn, nur 
von Husaren und Panduren verfolgt, fortwährend zurückweichen. 
Es war ein Feldzug wie der vorige, weniger auf die Verthei- 
digung des Kaisers als auf den Schrin berechnet. Man wünschte in 
Paris nur, die Armee wieder nach Frankreich zurückkehren zu sehen, 
und machte dem Marschall hauptsächlich daraus einen Vorwurf, daß 
er zu viel Rücksicht auf den Kaiser genommen und eine große An- 
zahl französischer Offiziere, z. B. bei Dingolfing, ohne Nuben auf. 
geopfert habe. 
Hiedurch sah sich nun Carl VII auf das Widerwärtigse bloß- 
gestellt. Fast ohne zu wissen wie, wenigstens ohne rechten Kampf, 
hatte er Baiern abermals verloren. Seine eigene Armee war der 
französischen nach Ingolstadt gefolgt, und Broglie meinte, daß sie 
das auch ferner thun solle. 
So weit aber ließ sich der Kaiser — der nach Augsburg ge- 
gangen war — diesmal doch nicht bringen. Endlich hielt er für 
nothwendig, das zu thun, wovon man schon oft geredet hatte, sich 
von den Franzosen zu trennen. Er zog in Betracht, daß er sich sonst 
dem Verdacht aussetze, als weiche er absichtlich aus seinem Lande, 
1) Von Marschall Broglie behauptete man in Paris, eben um dem Kaiser 
die Lust zur Offensive zu benehmen, habe er einige seiner vorgerlicktesten Posten 
absichtlich zurückgezogen. Am deutlichsten ist die Angabe des öslerreichischen 
Gesandten in Berlin: qu'on devoit cet avantage à la conduite et l'inaction 
de M’ de Braoglie qui s'étoit laisser intimider par I’enlèrement du par- 
tisan de la Croix avec son petit détachement de Pfarrkirchen et avoit 
retiré toutes ses troupes derrière UIser: due sans cette retraite M’ de 
Khevenhuller n’'auroit pas tenté d'atiaquer M’ de Minuzzi.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.