Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Erfolge der österreichisch-englischen Waffen 1743. 45 
Versatilität und Unzuverlässigkeit selber ansah und seinem Könige 
darstellte 1). 
Mit den Ansichten der Engländer stimmten nun aber die Ideen 
und Wünsche von Oesterreich vollkommen überein. Die Königin hatte 
sich am 12. Mai in Prag krönen lassen, am 28. Juni die Erblandes- 
huldigung in Oberösterreich eingenommen, zwar nicht ohne Protesta- 
tionen von spanischer und baierischer Seite, aber unter unaufhörlichem 
Einlaufen der günstigsten Nachrichten von dem Glück ihrer Armeen. 
Allenthalben hatte sie Gnaden erwiesen, auch denen, welche in den 
zweifelhaften Ereignissen von der Ergebenheit gegen Oesterreich ab- 
gewichen waren. Ihrer Rückkehr nach Wien gingen die Nachrichten 
von der Schlacht bei Dettingen voraus, und mit unhbeschreiblicher 
Freude ward sie empfangen: man bezeichnete sie da als die Große 
und die Liebreiche. „Ich kann nicht mehr, meine Kinder“, rief sie 
aus, als ihr die zuströmenden Bezeigungen von Ehrfurcht und Liebe 
zu viel wurden, „lasset mich heute.“ Alle diese Gefühle von Glück, 
Hingebung, von Waffenmacht und Unterthanentreue bewirkten aber 
nur, daß sie die einmal ergriffenen Gesichtspunkte der Politik mit 
größtem Eifer festhielt, die Fortsetzung des Krieges aus allen Kräf- 
ten ins Auge faßte. Sie glaubte, daß die göttliche Gnade sichtbar 
über Oesterreich walte und es zum Heile von Europa in der Fülle 
seiner alten Macht aufrecht erhalten wolle. Um sie und ihre Gene- 
rale zum Frieden zu stimmen, hat man sie wohl daran erinnert, 
welches ihre Lage sein würde, wenn die Schlacht von Dettingen ver- 
loren worden wäre; aber diese Schlacht war nun eben gewonnen, und 
man wollte einen so großen Erfolg nicht unbenutzt lassen. 
Unter diesen Umständen waren die kriegerischen Tendenzen bei 
weitem stärker als die friedlichen. Lord Carteret ward selbst davon 
ergriffen und ließ sich einst in der Unterhandlung das Wort ent- 
schlüpfen, daß ein Fürst, der seine Stellung nicht behaupten könne, 
am besten thun würde, auf dieselbe Verzicht zu leisten. 
Dazu schien es auch wohl kommen zu können, wenn man die 
verlassene Lage des Kaisers betrachtete, der von Frankreich nicht mehr 
vertheidigt wurde, seines Landes sich beraubt sah, von den weltlichen 
Reichsständen nicht unterstützt und mit dem Hasse der geistlichen be- 
laden war. 
Schon fing der österreichische Einfluß wieder an, in die eigent- 
1) Finkenstein, 10. Aug. Jy vois Dartout un homme qui se déguise 
jusque dans les éclaircissemens que je lui arrache.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.