48 Zehntes Buch. Drittes Capitel.
daß sich Sardinien, auch in Folge dieser Schwächung der österreichi-
schen Kriegsmacht, für die Spanier erklären, daß alsdann Venedig
denselben beifallen, Modena ihnen seine Festungen überliefern werde.
In dieser Zeit (Nov. 1741) erschien der erste Transport der
spanischen Truppen, unter dem nämlichen Feldherrn, welcher einst
Neapel durch einen glücklichen Zug erobert hatte, dem Herzog von
Montemar, in Italien; nach einiger Zeit langte auch ein zweiter und
ein dritter an; ein neapolitanisches Heer verband sich mit dem spa-
nischen. Königin Elisabeth Farnese erwartete, daß ihre Erbländer
Parma und Piacenza und statt Toskanas ein Theil der Lombardei
gar bald ihrem dritten Sohne, Don Philipp, der sich eben an der
Spitze eines anderen Heeres, das von dem südlichen Frankreich her
in Italien eindringen sollte, befand, in die Hände fallen würden ½).
Sie beabsichtigte, nach dem Tode ihres Gemahls selbst nach Italien
zurückzukehren, wo sie in der Mitte ihrer so wohlausgestatteten Söhne,
in der Nähe Alberonis, der Legat in der Romagna war, und an-
derer Freunde unter den Prälaten den Abend ihres Lebens nach ihrem
Wunsche zugebracht haben würde 2).
Indessen nahmen die Dinge doch einen ganz anderen Gang.
Der König von Sardinien empfand, daß er, auf allen Seiten
von den Bourbonen umgeben, seiner Selbständigkeit verlustig gehen
werde, und traf mit der Königin ein provisorisches Abkommen, wenn
gleich in Formen, welche das Schwanken der politischen Verhältnisse
jener Zeit recht eigen bezeichnen: er behielt sich den Rücktritt von
demselben unter gewissen Bedingungen vor. Schon ein solcher Ver-
trag reichte hin, um auch Venedig zu befestigen, welches den bestehen-
den Zustand der Dinge nach gewohnter Weise jeder Veränderung vor-
zog ?). Den Herzog von Modena dagegen, der die Bedingungen der
1) Daher z. B. in dem Vertrag zwischen Baiern und Spanien ausdrück-
lich stipulirt ward, daß Parma und Piacenza „siendo del patrimonio de la
casa de la serms donna lsabel Farnesio, r. d. E., 8 M“ debera gazar
de ellos mientras viva.“
2) In einem seiner Berichte behanpiet Traun, daß alle Cardinallegaten
bis auf einen spanisch gesinnt seien. Castruccio Vonamici versichert, daß die
Florentiner sich den Don Carlos als Nachfolger der Mediceer gewünscht.
3) Botta storia d’Italia XIII, 16 behauptet, der König von Sardinien
habe den Venezianern vorgeschlagen, alle Fremden aus Jtalien verjagen zu
helfen. In den Berichten Foscarinis, dem diese Eröffnung gemacht sein soll,
finde ich, daß der vorige König, Victor Amadeus, in seiner Einsamkeit, nach-
dem er abgedankt, seiner Umgebung im vertrauten Gespräch oftmals gesagt
hatte, daß eine Vereinigung dieser beiden Mächte Italien wiederherstellen könne.