Erfolge der österreichisch-englischen Waffen 1743. 51
der Lombardei, durch die es nicht allein seine Besitzungen zu erwei-
tern, sondern zugleich eine noch drohendere Stellung gegen Genua zu
gewinnen dachte. England, welches dem König von Sardinien schon
bisher ansehnliche Subsidien gezahlt hatte, unterstützte diese Forde-
rungen. Noch zögerte Oesterreich, doch ward sein Interesse auf das
Lebhafteste dadurch erregt, daß ihm nur unter dieser Bedingung die
Aussicht offen blieb, sich der sicilischen Königreiche wieder zu bemäch-
tigen 1). Wie einer der Condottieren der alten Zeit ist Carl Ema-
nuel gerüstet, seine Waffen für denjenigen zu schwingen, der ihm den
sichersten Gewinn bietet: im einen Fall, um die Bourbonen, im an-
dern, um die Oesterreicher aus Italien zu treiben.
Im Sommer 1743 schien eine Zeit lang das antiösterreichische
Interesse zu Überwiegen: zwischen dem Kaiser, der doch auch in den
italienischen Dingen mitzureden hatte, und dem König Carl Emanuel
ward ein Vertrag so gut wie abgeschlossen; einen Entwurf, welchen
die Franzosen zu einer Uebereinkunft gemacht hatten, arbeiteten die
sardinischen Minister in den meisten Artikeln um, sodaß ihnen selbst
kaum möglich schien, daß er durchgehen würde; aber die Franzosen
hielten in diesem Augenblick keinen Preis zu hoch und zeigten sich
bereit, die Veränderungen anzunehmen 2).
Wie aber hätten die Engländer, deren Politik hauptsächlich da-
hin ging, den Krieg gegen Frankreich mit continentalen Kräften so-
wohl in Deutschland als in Italien zu führen, es so weit kommen
lassen sollen?
1) Der von Sardinien vorgeschlagene Separatartikel lautet folgender-
gestalt: Vu Dextreme danger on Pltalie se trouve exposée par les joints
efforts des rois d’Espagne ct de Naples — il est convenu entre S. M.
lIe roi de Gr. Bretagne, S. A. la reine de Ilongric et de Boheme et
S. M. le roi de Sardaigne, due 3i1 plaisoit à dieu de bénir leurs armes
— pour lors LL. DD. MM. concerteront tout de suite les mesures con-
venables pour déeloger entièrement la maison d’Espagne tant des royaumes
de Naples et Sicile qdue des autres pays dufelle occupe en lialie. — —
I1 est arrété qu'’en cas aue d'un commun accord ils conviennent de re-
stituer ces dits pays et royaumes à la sérmme maison d’Autriche pour les
garder au dédommagement de ce qu'ellc aura é6té obligée de céder de
ses pays héréditaires us conviendront au meme tems d'un commun accord
d'une satisfaction ultérieure pour S. M. le roi de Sardaigne.
2) Am 2. September glaubte man in Paris mit Bestimmtheit, daß der
Vertwag geschlossen sei. Unter andern wollte Sardinien mehr französische und
weniger spanische Hülfsvölker. Chambrier ruft bei der Nachricht von dem
Wormser Vertrage aus: un coup de foudre pour ce ministere.
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