Haltung Friedrich's II. 1743. 69
liche Ansicht schien er damit auszusprechen; im Haag sagte man für
gewiß, daß zwischen Carteret, dem Wiener Hofe und den Anhängern
beider im Haag der Beschluß gefaßt sei, der Königin eine Entschä-
digung zu verschaffen, wahrscheinlich selbst den König von Preußen
anzugreifen, sobald man die Franzosen verjagt habe.
Auf eine so anzügliche Weise ließ sich auch der englische Ge-
sandte Trevor im Haag vernehmen. Er verwarf Alles, was seit dem
Tode Carls VI in Deutschland geschehen sei: die Beseitigung des
böhmischen Votums, die Wahl Carls VII; er sprach mit einer Ent-
rüstung davon, als wären dies lauter Frevelthaten.
Dem König fiel es doch sehr auf, daß Männer von diesem Ge-
wicht, namentlich Fagel, der immer für zurückhaltend und umsichtig
gegolten hatte, sich Aeußerungen solcher Art erlaubten; er ließ darüber
anfragen, und entschuldigende Antworten liefen ein; aber was man
auch vorbringen mochte, bei ihm setzte sich die Meinung fest, daß der
glückliche Fortgang der englisch österreichischen Waffen den Besitz von
Schlesien bedrohe 1). Noch von einer andern Seite ward er hierin
bestärkt. An dem Reichstage verstand man das Andringen auf Schad-
loshaltung dahin, als solle das Reich diese verschaffen, oder der Wie-
ner Hof werde sich nicht gehindert achten, das ihm Entrissene wieder-
zuerlangen ).
Daß dieser Gedanke in Wien sich regte, als die österreichischen
Heere allenthalben siegreich vorrückten, die Deutschen des Kaisers, die
ment ce qu’il emendoit par ce mot, sur quoi il me dit due la reine
de Hongrie Gtoit en droit de redemander co qu’elle avoit possédé avant
Ia guerre.
1) Eichel, 3. März 1743: Das Schlimmste ist, daß S. Mt. in dero
Soupcon immer mehr sortificirt werde, daß wenn man erst die Franzosen
obligirt haben wird, Deutschland zu verlassen, daß alsdann der Wienerische
und der Englische Hof S. K. Mt. werden Gesetze vorschreiben wollen, ohne
sich weder an Tractat noch Garantie zu kehren. Gott lenke des Königs Herz
zu allem Guten und dirigire dero Consilia zu dero und dero Landen Wohl-
fahrt.
2) Was die Schadloshaltung der Königin betrifft, so hat sie der König
allerdings nicht geradezu verworfen, wie aus der Correspondenz zwischen Botta-
und der Königin erhellt; nur von einer Schadloshaltung im Reiche wollte er
Nichts wissen. Sein Schreiben on Dohna vom 12. Oct. 1743 lautet sehr präcis:
due tant que la cour de Vienne ne s'attacheroit pas qu'’ö obtenir sa
satisfaction sur la France, sur I’Espagne et partout ailleurs, hors de
de Tempire; elle ne rencontroit aucun obstacle de ma part. Unter-
nehmungen gegen das Reich und dessen Oberhaupt könne er nicht mit Ruhe
ansehen.