Haltung Friedrich's II. 1743. 71
zu der polnischen Thronfolge, die man für einen sächsischen Prinzen
sichern wollte, den preußischen Interessen nicht minder entgegengesetzt.
Sachsen machte sich aus, daß es gegen keine der jetzt im Kriege be-
griffenen Mächte Hülfe zu leisten brauche 1); da es nun doch Hülfe
zu leisten versprach, gegen wen konnte dieselbe gerichtet sein, als eben
gegen Preußen? Und wenn es sich angemessene Vortheile dagegen
ausbedang, besonders eine bessere Communication zwischen Polen und
Sachsen, nach Maßgabe der eintretenden Begebenheiten, so gab es
ebenfalls keine andere Möglichkeit, als eine solche Preußen abzu-
gewinnen. Der Nuntius Paolucci bestätigte ausdrücklich, daß der
Tractat gegen Preußen gehe 2).
Man dürfte nicht annehmen, daß ein Angriff auf Preußen schon
soeben verabredet gewesen sei; aber daß man den Wiederausbruch des
Krieges zwischen Oesterreich und Preußen für möglich hielt, sich dazu
vorbereitete, kann keinem Zweifel unterliegen. Der Wiener Hof war
1) Bündniß zu Wien, 20. December 1743. Articuli secreti, bei
Wenck Corpus juris gentium I, p. 731. Der dritte Artikel bezieht sich auf
die Fortdauer des Friedens und ist sehr unverfänglich. Man vereinigt sich,
doß der Kurfürst von Sachsen nach Polen durch Böhmen, Mähren und Schle-
sien mit einer Escorte von 1200 Mann den Weg nehmen könne. In dem
zweiten dagegen wird eine Theilnahme Sachsens an dem jetzigen Kriege gegen
Frankreich als möglich vorausgesetzt, selbst mit einer größeren als der ur-
sprünglich stipulirten Truppenzahl; und in diesem Falle „werden Ihro Königl.
Moaj. zu Ungarn und Böheim nach solch mehrern Hülfsleistung proportionirte
Bortheile dem Durchl. Churhauß Sachsen versichern, und bevorab sich zu allem
was ohne Dero Schaden zur Facilitirung der Communication zwischen dem
Königreich Pohlen und denen Chur-Süöchsischen Landen, nach Maaß derer sich
eräugnen mögender Vorfallenheiten beschehen kan, gantz willfährig und freund-
nachbarlich erfinden lassen“. In dem ersten Artikel wird der Krieg gegen die
jetzt in demselben „verfangenen“ Mächte (Dec. 43) von den Fällen unterschie-
den, „so unter was Vorwand es immer sein möchte, von jeder anderer, als
obbenannten Mächten in Teutschland existiren könnten“. Sehr dunkle Worte,
die aber doch nicht wohl anders ausgelegt werden können, als man sie bisher
ausgelegt hat. Der Bertrag war defensiver Natur: für den Fall aber, daß
Preußen mit Frankreich gegen Deutschland gemeinschaftliche Soche machte, ver-
sprach Sachsen an dem Kriege gegen sie Theil zu nehmen und bedang sich dafür
angemessene Vortheile aus, besonders eine bessere Communication zwischen Polen
und Sachsen.
2) Klinggräfen, 11. Jan. 1741: Le nonce de Dresde avoit écrit au
C Doria lorsque celui-ci s'étoit trouré à Pommersfeld du'il avoit lu
T’article secret qui porte due la Saze, desque V. M. entreprendroit la
moindre chose contre la cour de Vienne, assisteroit la reine de Hongrie
contre V. N., de sorte que ce traité est comre V. Mé.