Berhältniß zu den nordischen Mächten. 77
unterstützen ). In Schweden selbst waren die Bauern für den Prin-
zen von Dänemark bereits gewonnen; aber auch die Bürger und
Priester sehr geneigt, ihm ihre Stimmen zu geben, besonders wenn
Rußland in sriner feindseligen Haltung verharren und die Rückgabe
von Finländ verweigern sollte.
Kaiserin Elisabeth hatte den nächsten Vetter des jetzigen Groß-
fürsten, Herzog Adolf Friedrich von Holstein, damals Bischof von
Eutin, der von weiblicher Seite von dem Hause Wasa abstammte,
den Schweden in Vorschlag gebracht; es leuchtet ein, wie überaus
wünschenswerth ihr diese Wahl zur Begründung eines guten Verhält-
nisses scheinen mußte. Aber wir sehen, der Preis war ihr wohl-
bekannt: sie mußte die Schweden in dem Besitz von Finland wieder
herstellen; wo nicht, so würde der dänische Prinz durchgegangen sein
und alsdann — denn schon war die Nation in Gährung, Dalekarlien
in einer Art von Aufstand — der germanische Norden eine Richtung
gegen Rußland genommen haben.
Obwohl im geheimen Rath der Kaiserin auch einige Stimmen
dagegen waren, so schien doch der Mehrzahl das politische Interesse
so groß, daß man den Beschluß faßte, die gemachten Eroberungen,
mit Ausnahme des Grenzstriches bis an die Kymene, den Schweden
zurückzugeben. Am 16. Juni 1743 ward auf diese Bedingungen
Friede geschlossen: am 4. Juli Adolf Friedrich von Holstein zum künf-
tigen König in Schweden gewählt. In kurzem sah man ein russisches
Truppencorps unter Keith den Schweden gegen die Dänen und deren
Ansprüche zu Hülfe kommen.
Noch Eine Sorge war alsdann für die Zukunft der nordischen
Reiche übrig; den beiden Prinzen mußten Gemahlinnen aus guten
Häusern gefunden werden, um die Srurccession zu befestigen.
Der König von England, Georg II, hätte gern eine seiner
Töchter als Königin von Schweden begrüßt; der sächsische Gesandte
hoffte, es möchte eine der Töchter seines Königs, deren Bildniß er
zeigte, zur Gemahlin des Großfürsten ausersehen werden. Wenn man
bedenkt, daß damals überhaupt von einer zwischen Oesterreich, Ruß-
land, England und Polen zu schließenden Quadrupelallianz gesprochen
ward, die dann durch die vorgeschlagenen Vermählungen befestigt
1) La Porte étant fort intéresséc à cette Clection, puisque cc prince
étant souverain des deux royaumes seroit plus en éCtat de diminuer con-
jointement avec le grand seigneur la puissance de Russie. So giebt der
niederländische Gesandte den Antrag des schwedischen Carlson in einer Depesche
vom Mai 1743 an.