Verhältniß zu den nordischen Mächten. 79
Bisher hatte der König nur vergeblich gewünscht, den Peters-
burger Hof zu einer Garantie von Schlesien zu vermögen: er hat
immer behauptet, daß der Einfluß des Lord Carteret dies verhindert
habe. Sogar die Erneuerung des alten, einst zwischen Friedrich Wil-
helm 1 und Catharina J geschlossenen Vertrages hatte Anstände ge-
funden; jetzt aber ward nicht allein diese wirklich vollzogen, sondern
der russische Hof trat auch im November 1743 dem Breslauer Trac-
tat in aller Form bei, was als einer Garantie gleichgeltend betrachtet
wurde.
Ueberhaupt zeigte die Kaiserin Elisabeth in dieser Epoche eine
sehr günstige Stimmung für den König von Preußen. Sie sagte, es
gebe Schlangenzungen in ihrer Umgebung, die ihn zu verleumden
suchen, aber sie sehe wohl, daß man ihm Unrecht thue. Nicht da-
durch beleidigt, daß der König einem Antrag, der auf eine seiner
Schwestern gegangen — um sie nicht dem Mißgeschick einer Thron=
revolution, wie sie damals dort noch häusig vorkamen, Preis zu
geben — ausgewichen war, ersuchte sie ihn jetzt, alle anderen Vor-
schläge verschmähend, ihr eine deutsche Prinzessin zu nennen, die er
für geeignet halte, um sie mit dem Großfürsten-Thronfolger zu ver-
mählen.
Der umsichtige Minister Friedrichs, Podewils, von demselben zu
Rathe gezogen, ist es eigentlich gewesen, der zuerst die Prinzessin
Sophia von Zerbst, nachmals Catharina II, in Vorschlag gebracht
hat. Er nannte auch noch einige andere, aus den Häusern Darm-
stadt, Hessen-Philippsthal, Würtemberg, hauptsächlich aber blieb er
bei dieser stehen und sprach sogar seine Verwunderung aus, daß man
in Rußland nicht selbst auf sie falle, da sie eine nahe Verwandte des
Hauses Holstein sei.
Sie war die Tochter des Fürsten Christian August von Anhalt=
Zerbst, der von Jugend auf in preußischen Kriegsdiensten gestanden,
darin bis zum General-Feldmarschall, Gouverneur von Stettin auf-
gestiegen war, so eben mit seinem Bruder die gemeinschaftliche Re-
gierung seines kleinen Landes übernommen hatte, und der holstein-
gottorpischen Prinzessin Elisabeth, Schwester des nunmehr zum Thron-
folger in Schweden ernannten Adolf Friedrich. Prinzessin Sophia
war 1729 geboren und erst vierzehn Jahre alt, aber Podewils ver-
sichert, daß sie groß für ihr Alter und schön, eigentlich schon voll-
kommen erwachsen sei.
Der König, der viel Vertrauen zu dem Vater hegte, und die
Mutter, die nicht ohne Geist und Bildung war, hochschätzte, ergriff