Hechstes Gapitel.
Offensivbündniß mit Frankreich.
Cardinal Fleurv war im Januar 1743 gestorben: unglücklicher
als Sinzendorf, insofern er erleben mußte, daß die von ihm be-
gonnenen Unternehmungen einen so widerwärtigen Erfolg hatten.
Es war die Katastrophe der die Welt umfassenden Pläne Richelieus
und Ludwigs XIV. Fleury hatte sie eine Strecke weiter geführt:
aber zum Ziele, einem allgemeinen Uebergewicht in Europa, zu ge-
langen war ihm versagt: die Ereignisse nahmen vielmehr einen Gang,
durch welchen Frankreich selbst bedroht wurde.
Wie aber schon angedeutet, zunächst hatte dieser Todesfall wenig
eingreifende Folgen. In Ludwig XV war allerdings der Gedanke ge-
nährt worden, seinem Vorgänger darin nachzuahmen, daß er nach
dem Tode eines allgewaltigen Cardinals, der seine Jugend geleitet,
selber die Zügel ergriff. Er erklärte sofort, er werde die Stelle des
Verstorbenen nicht wieder besetzen: Niemand solle fortan zwischen ihm
und seinen Ministern stehen; er wolle selbst mit ihnen arbeiten. Dazu
gehörte aber mehr als guter Wille; mit diesem allein war fürs erste
noch wenig geändert.
Die bisherigen Minister, der gelehrte und methodische Amelot,
dem die auswärtigen Angelegenheiten, Argenson, dem der Krieg,
Maurepas, der lebendigste und thätigste von allen, dem die Marine
anvertraut war, behielten die Geschäfte in ihren Händen. Aus Be-
sorgniß, es möchte sich doch noch ein Anderer in die Stelle Fleury's
einzudrängen suchen ), pflogen sie, trotz aller Zwistigkeiten, ein gutes
1) Der erste, der es mit einigem Ungestüm versuchte, Chauvelin, schon
einst vom Cardinal als allzu ehrgeizig beseitigt, ward dafür noch 40 Meilen