Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Annäherung Friedrich's an Frankreich. 91 
Es ist wahr, daß Spanien und Frankreich den Kaiser nicht ver- 
gessen hatten, dessen Autorität ihnen vielmehr zur Erwerbung von 
Parma und Piacenza behülflich sein sollte; sie versprachen ihm sogar 
nochmals, seine Ansprüche zu verfechten und Baiern so groß zu machen, 
daß es Oesterreich das Gleichgewicht halten könne: — aber eben so 
deutlich ist, daß die vornehmste Richtung der Bourbonen jetzt nach 
einer andern Seite hin ging, ein wirklich erfolgreiches Eingreifen der- 
selben in Deutschland weder zu erwarten noch auch recht zu wün- 
schen war. 
Sollte dem Kaiser in deutschem Sinne geholfen werden, so konnte 
es nur dadurch geschehen, daß man sich in Deutschland selbst für ihn 
erhob und den Augenblick einer ernstlichen Anstrengung der bourbo- 
nischen Mächte ergriff, um dabei von ihnen unterstützt zu werden. 
König Friedrich faßte den Plan, dies zu bewirken. Es schien ihm 
nicht allein nothwendig, die preußischen und bourbonischen und, was 
noch mehr sagen will, die deutschen und französischen Interessen zu 
vereinigen: sondern er hielt dies auch für ausführbar. Begleiten wir 
seine Politik Schritt für Schritt auf ihrem Wege. 
Vor allem kam es darauf an, den Kaiser zu verstärken. Schon 
oft hatte er den Franzosen den Rath gegeben, auch noch einige an- 
dere deutsche Fürsten, wie den Herzog von Gotha, vornehmlich aber 
den Prinzen-Statthalter von Hessen, der seit dem Mißlingen seiner 
Unterhandlung mit Lord Carteret sehr geneigt dazu war, durch Sub- 
sidien für die Sache des Kaisers zu gewinnen. Noch immer hatten 
sie dies zurückgewiesen, denn die Hülfsgelder, die man dem Kaiser 
wieder erneuert habe, seien so ansehnlich, daß man sich unmöglich zu 
andern Geldzahlungen verpflichten könne. Endlich aber, im Anfange 
des Jahres 1744, unter dem vereinigten Andringen Montijos und 
des in Frankfurt beglaubigten französischen Gesandten Chavigny#, der 
damals nach Paris gekommen war, brach sich die Ansicht Bahn, 
daß noch etwas mehr geschehen müsse. In einer sehr lebhaften 
Sitzung des geheimen Rathes, wo sich besonders Noailles eifrig zeigte, 
ward beschlossen, Chavigny mit den Mitteln zu versehen, um es dem 
Prinzen von Hessen möglich zu machen, sich von seiner Verbindung 
mit England loszureißen und 6000 Mann in den Sold des Kaisers 
zu geben. 
So war nun einmal die Lage der deutschen Fürsten, daß sie 
cela il y auroit ni acquisitions ni qucique ce soit au monde, qui me 
feroit sortir de D’assiette on je me trouve actuellement. 7. Mai 1744.
	        
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