Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1806. (1)

dieselben (mittelst dentlichen und angenehmen 
Vortrages) recht gut zubereitet, vorzulegen. 
8. 2. 
Der Lehrer kann hierzu die ihm von wiß- 
begierigen Kindern gewiß taͤglich gegebenen 
Veranlassungen vortrefflich benützen. Je 
länger und öfter er sie um sich hat, um so 
häufiger werden die Fragen an ihn kommen: 
Was ist das? Woher das? Wozu 
das? Diese freywilligen Aufforderungen 
lassen den günstigsten Zeitpunkr zur Beleh- 
rung der kleinen (wenn auch oft bloß neu- 
gierigen) Fragen vermuthen. 
3. 
Sehr zweckmäßig zum Unterrichte über 
Maturgegenstände kann und solls der Leh- 
rer öfter kleine Unterhaltungen im 
Freyen, Spatziergänge, Garten- 
Arbeiten u. dgl. mit seinen Schülern ver- 
anstalten und vornehmen. Hier ist die ei- 
gentliche Schule, um die Natur, und mit- 
telst derselben auch den Schöpfer der Natur 
kennen und bewundern zu lehren und zu ler- 
nen. Hier zeige der Lehrer seinen Kindern 
die heilsamen und gefährlichen Kräuter, die 
nützlichen und schädlichen Pflanzen, Schwám- 
me, und andere Gewächse, die mehr und 
minder fruchtbaren Erdarten, die mehr und 
minder benützbaren Baum= und Holzar= 
ken, Futterkräuter, Getreide: Gattungen, 
nebst ihren vortheilhaftesten Bau-, Pflege- 
und Gewinnungs-Weisen u. s. w. 
- 
So oder nie wird der stumpfen Gedan- 
kenlosigkeit am wirksamsten vorgebengt, der 
35 — 
Beobachtungsgeist geweckk, die jugendliche 
Aufmerksamkeit und das Nachdenken auf die 
Erscheinungen und Erzeugnisse der Natur 
gelenkt, die aus deren Unkunde eingewur' 
zelten Mißbräuche, Jerthümer und besonders 
haus = und feldwirthschaftliche Vorurtheile 
mit ihren Wurzeln ausgerottet, und der ge- 
meine Mann über die auf seinen zeltlichen 
Wohlstand wesentlich einwirkenden Dinge zu 
einer vernünftigeren Denkungsart angeleitet. 
S. 5. 
Aber auch in moralischer Hinsicht 
muß der Lehrer den Unterricht über die Na- 
turgegenstände fruchtbar zu machen streben. 
Die Natur sey ihm die Quelle, aus der er 
für seine Schüler srohe Empfindungen des 
Dankes gegen den guten Gott, herzerhebende 
Gefühle über die Allmacht, Größe und Herr- 
lichkeit des Schöpfers, und würdige Be- 
griffe und Gedanken über dessen Weltregie- 
rung, über den Zweck der ganzen Schöpfung 
und die Bestimmung des Menschen ins Be- 
sondere herleitet, u. K. Die Natur sey 
dem verständigen Kinderlehrer die reiche un- 
erschöpfliche Vorrathskammer, aus der er 
den Versinnlichungsstoff, die Bilder und 
Gleichnisse zur Erklérung übersinnlicher 
Dinge und höherer Vernunft oder Glau- 
benswahrheiten herhohlt. So werde ihm die 
Naturgeschichte eine Stütze seines Religions- 
Unterrichtes. 
8. 6. .. 
Und eben so auch die Naturlehre. 
Auch biese behandle er nur in so ferne, als 
sie jeder Mensch bedarf, um die alltaͤglichsten 
Erscheinungen sich richtig denfen und erklaͤ-
	        
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