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erer Verfassung, und nut in der Zeit ihrer Ausartung war die Bezahlung der Taxen
die einzige Bedingniß mehr zur Aufnahme in die staͤndische Matrikel; — euere Städte
und euere kandgemeinden werden nach dem Maaße ihres Geld-Reichthums und ibres
Grundbesizes reprdsentirt werden, und es wird nicht mehr der zufállige Umstand, ob
sie früher oder später dem tande einverleibt worden, das Seimmenmaaß bestimmen. —
Aehnliche Wünsche hat der bessere Theil euerer ebemaligen Vertreter auf dem lezten Kon-
gresse gedussert, wiewohl ohne Aussicht, sie gegen Eigennuz und Egoismus durch-
zufübren; und so sahet ihr ohne Bedauern und obne Klage das morsche Ge-
rippe euerer Verfassung einsinken in's Grab der Zeit, hoffend, daß sie verjüngt und ver-
edelt wieder erstehen werde.
Und das wird sie auch! — Wie vorher, werden sich jäbrlich euere Repräsentanten ver-
sammeln, und ibre Wünsche und Vorschláge an den König bringen; aber die Art, wie
diese Repräsentanten-Stellen besezt werden, verbürgt euch, daß ihre Wünsche und Vor-
schläge wirklich die Verbesserung eueres, nicht ihres Zustandes bezlelen, daß nicht wie-
der, wie auf dem Kongresse von 2 gob geschah, Bertreter des Bauernstandes um Be-
schränkung der Viehausfuhr biteen werden, — damit siein der Stadt wohlfeileres Fleisch
essen; die Klage wird man nicht mehr unter euch bören, daß von den aus euern Beu-
teln geschöpften Einkünften der tandschaft jährlich die Summe von vierzehn tau-
send Gulden auf die Unterhaltung einer Versammlung vergeuder werde, deren Mit-
Ilieder sich damit beschäftigten, Beschwerden und Wünsche, dem Interesse ibrer Kom-
mittenten fremd, als Beschwerden und Wünsche bes tandes vorzutragen, den Anträgen
des Hofes mit einem willigen Ja entgegen zu kommen, und durch Errichtung neuer
Aemter zur Versorgung ihrer Vettern und Klienten, durch Schöpfung von Gratifka-
zionen und Remunerazionen aller Art für sich und ihre Anhänger, das immer wachsende
Deftzit der ständischen Kasse zu mehren! — Was hat Oesterreich seit Josepb II. in
Tirol nicht eingerissen, aufgebaut und wieder eingerissen, obne jemals die Stimme
euerer Stände zu hören 7— Künftig wird kein bedeutendes Gesez über bürgerliche und pein-
liche Justiz, über innere Verwaltung und Finanzen erscheinen, ohne daß vorber darüber
die Stimme der Relchsstände, von denen ein Fünftbeil ihr aus der Mitte euerer auf-
geklärtesten tandeigenthümer, Kaufleute und Fabrikanten wählt, vernommen worden ist.
Eines Rechtes zwar werden die künftigen Stände des Reiches entbehren, welches
vorber die Tiroler tandschaft ausübte, des Rechtes, die Steuergefälle zu erbeben und zu
verwalten; ob ihr aber dabei gewinnt, oder verlieret, darüber belebren euch die Resulta-
te der vorigen ständischen Verwaltung, — die Schuld von neun Millionen Gulden,
deren Interessen allein mehr, als die für das Kapital verpfändeten Steuer-Gefälle betrugen.