Muͤnchen den 13. Junius 1809.
B. der am §. Junius zu Bregenz abgebaltenen tandtags Sizung führte der vom
sogenannten Intendanten von Tirol, Freiherrn von Hormayr, zum tandes-Kommis-
sar in Vorarlberg ernannte Advokat Dr. Schneider, den Vorsiz. Die unten fol-
genden fünf Schreiben, welche durch Druck bekannt gemacht und in Vorarlberg
verbreitet wurden, karakterisiren den Geist der dort berrschenden Machthaber, und
die Mittel, deren sie sich bedienen, um ein unglückliches Volk über seine wahre
tage zu täuschen, und es durch Vorspieglungen aller Art zur Erneuerung und Fort-
sezung eines Aufruhrs aufzureizen, dessen unglückliche Folgen nicht zu berechnen
sind. Chastellers Stellung unweit bienz, — eine Folge des schnellen Vorrückens der
itallenischen Armee, welche ihn vom Korps des Erzberzogs Johann abschnitt, — wär#e
bienach freier Entschluß; der schon beim Einrücken beschloßene Abmarsch der Dirision
Wrede eine Folge der Schlacht bei Enzersdorf, „wo der Erzberzog Karl einen entschei-
„denden Sieg erfochten haben so ll,“ (von der man doch am 33., dem Tage des Abmarsches,
in Innsbruck nichts wissen konnte!!); der Rückzug des Generol= tieutenants Deroi,
den er aus Mangel an tebenqmitteln und Munition unternahm, unb des beständi-
gen Feuers der Rebellen ungeachtet in größter Ordnung vollführte, eine eilige
Flucht gewesen!! — So treiben Hormayr und Konsorten — diese poignée de manvais.
sujets, wie sie das eilste Bulletin tressend nennt — wieder ihr Unwesen in Tirol,
und er, der Geschichtschreiber von Tirol, schämt sich nicht, als teiter der Räuber=
Hauptleute Teimer und Hefer vor der Mit und Nachwelt zu erscheinen. Die bie-
sige königliche Akademie der Wissenschaften bat nur der öffentlichen Stimme ge-
folgt, indem sie ihn, als einen, „welcher sich durch sein unwürdiges Betragen
und durch Verleitung königlicher Untertbauen zum Aufruhr selbst entebret bat,“ aus
dem Verzeichnisse ihrer korrespondirenden Mitglieder strich, und die Nachwelt wird
ihm. in der Geschichte seines Vaterlandes einen Plaz anweisen — neben dem Schreit-
ber Michael Gaißmayr, dem Bauern Anführer im Aufruhre von 1525.
J.
Schreiben an den kaiserl. koͤnigl. Intendanten Frepherrn von Hormayr
in
Hochgeebrtester Herr Intendant!
Wir eilen Euer Hochwohlgebohrnen den gestern uͤber die franzoͤsisch, bayer. und wirtem-
bergische Truppen in den Feldern von Hohenems und der Achbrücke bey Bregenz erfochte-
nen Sieg (der in den Annalen Vorarlbergs unvergeßlich bleiben wird) gehorsamst anzuzeigen.
Es war am ag. am Tage vorher, als wir die Fetude schlugen) wo geistlich und welllich ab-
geordneke Deputakionen bey uns erschtenen, um uns zu bewegen) daß wir unsere Waffen nie-
derlegen, und das Land dem trotzenden Feind ffnen sollen. Selbst Obrigkeiten und insbeson-
dere Landrichters schtenen sichs zur Pflicht gemacht zu haben, den Muth des Volkes zu läh-
men, schrien uns als Rebellen, kandesverräther und Seifter alles Unglücks aus, um Dis-
harmonte und Verwirrung unter uns zu erztelen.
Das Volk und Wir, unerschitterlich wie Felsen, mit dem Bewußtseyn der gerechten Sa-
che mit dem Gedanken, daß wir für Oesterreichs und unsere Freyheit kämpften, blieben stand-
baft bey dem Eneschluß der Vertheidigung, verachtend die bedrohten Gefahren feiger Menschen,
steben Kaum verbreikere sich das Gerücht: daß der Feind mit Ueberlegenheit vorrücke, und auf
uns einen Angiff vorbereite# so erschten noch am ndmlichen Tage der früher unverdient mi-
bandelte Hauprmann Rlehmckher bey uns. Wir entwarfen so gur, als wir verstunden, und