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Königlich-Baierisches
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Negierungsblatt.
XIVI. Stück. München, Mittwoch den 36. September 1870.
Königliches Familien-Gesez.
Wir Maximilian Josepb,
von Gottes Gnaden Koͤnig von Baiern
Haben in Gemaͤßheit des zweiten Titels
C. IV. der Konstiturion Unsers Reiches mit
Racksicht auf die älreren Geseze und Verträge
Unseres Hauses, in so weit diese auf die ver-
Anderten politischen Verhältnisse desselben noch
anwendbar sind, nachfolgendes Familien-Ge-
sez errichter. Wir beschliessen darnach und ver-
ordnen:
– —
I. Titel.
Von den Personen des königlichen
Hauses.
Artikel 1. Das königliche Haus begreift:
o) alle Prinzen und Prinzessinnen Unseres
Hauses, welche von Uns oder von einem
Descendenten des gemeinschastlichen
Stammoaters Unseres Hauses durch an-
erkannte rechumdssize Ehen abstammen,
d) ihre Gemahlinnen und Wiewen wäh-
rend ihres Witwenstandes.
Art. 2. Der Knig ist das Haupt der
Familie, in welcher Eigenschaft Er eine be-
sondere Aufsiche mit bestimmtem Rechte über
dieselbe ausübe.
Art. 3. Während der Minderjährigkeit
des Königs sind diese Rechte dem Reichs-
Verweser übertragen.
Art. a. Der Titel eines baterischen Prin-
zen, einer baieris. hen Prinzessinn, ist nur den
Descendenten Unsers Hauses nach der Bestim-
mung des Art. 1. gestattet.
Art. 5. Der álteste Sohn des Königs
heißt Kronprinz, und erhält in der schrift-
lichen Anrede:
Durchlauchtigster Kronprinz,
Guddigster Herr!
Im Konterte und in mündlichen Anreden:
Eure königliche Hoheit!
Art. 6. Die nachgebornen Prinzen und
rinzessinnen in der königlichen Haupllinie
heissen:
Königliche Prinzen, Königlich
Prinzessinnen. «
Sie erhalten in der schriftlichen Anrede:
Durchlauchtigster Prinz,
Gnädigster Herr!
Durchlauchtigste gnäddigste Prin-
zessinn!
Im Konterte und in mündlichen Anreden:
Eure königliche Hoheit!
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