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3) Man sorge für möalichst reine Luft in seiner Umgebung, wahle so viel
wie möglich eine hoch gelegene, sonnige, trockene und gerdumige Wohnug.
Kann man sich dem Aufenthalte in feuchten Gemächern nicht entziehen: so trockne
und erwärme man sie, besonders bey naßkalter Witterung; zu welchem Behufe
man da, wo andere Oefen nicht vorhanden, oder nicht anzubringen sind, kleine
Windöfen, jedoch mit gehöriger Vorsicht benuzen kann. Man lüfte die Woh-
nungen öfters, umgebe sie mit gesunden Menschen, dränge sich nicht enge zusam-
men und entferne auffallende Ausdünstungen.
4) Man hüte sich vor jeder Erkältung und bekleide sich deshalb auch bey
warmen Wetter nicht zu leicht. Man lege Kleidungsstücke, welche bey zufälliger
Erhitzung lästig geworden, nicht schnell ab. Doch halte man sich fern von dem
sehr gewöhnlichen und schädlichen Wahne, daß recht warme Kleidung und der
haufige Genuß warmer Getränke sichere Schutzmittel gegen Erkältung abgeben.
Besonders nachtheilig erschien überall jede Erkältung der Füße. Fürchtet
man, dieselben erkältet zu haben: so nehme man moglichst bald ein Fußbad von
so warmen Wasser, als man vertragen kann. Sind die Füße in demselben
warm geworden: so trockne man sie schnell und sorgfältig ab, wickele sie in
wollenes Zeuch und lege sich eine Zeit lang in das Bett, um daselbst den etwa
entstehenden Schweiß abzuwarten. Im Notbfalle leistet auch hier schon das bloße
Reiben und Bürsten der erkälteten Füße, bis dieselben wieder warm werden,
nutzliche Dienste. Schwächliche und ältere Leute, besonders solche, die öfters an
Durchfallen, Koliken und anderen Beschwerden des Unterleibes leiden, werden
wohlthun, auf dem bloßen Leibe eine wollene Binde zu tragen. Man schlase
weder im Freyen, noch in feuchten Zimmern, noch bep offenen Fenstern oder
Thuren. Wer in Schweiß gerathen ist, muß sich doppelt vor Erkältung in
Acht nehmen. Vom Regen oder Schweiß Durchnäßte haben sich schnell umzuziehen.
Zum Spazierengehen wähle man günstige Witterung und trockene Gegenden.
Man euthalte sich in spaten Abendstunden des Sitzens unter frepem Himmel, so
wie des Fahrens in offenem Wagen.
5) Man beobachte eine zweckmäßige Diät, ohne jedoch die gewohnte Lebens-
weise, wenn man sich bey derselben bioher wohl befand, anders als auf den
Nath eines Arztes plötlich bedeutend zu verandern. Auch die sorgfaltigste Aus-
wahl der Speisen und Getränke macht die strengste Maßigkeit im Genusse dersek-
ben nicht uberflüßig. In dieser Hinsicht sey man besonder aufmerksam bey ge-
selligen Mahlen, wo man sich so leicht zu Ueberschreitung des gedeihlichen Maßcs
hinreißen läßt.
Im Allgemeinen vermeide man vorzüglich alle Nahrungsmittel und Getränke,