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Essig, Weingeist und dergleichen versetztes Wasser getaucht und demnächst zur
Entfernung der überflussigen Feuchtigkeit ausgewunden sind.
3) Mindestens eben so wirksam als ein warmes Wasserbad ist ein Dampf-
bad von bloßen Wasser= oder Essigdämpfen. Ein solches Dampfbad kann man
in jeder Haushaltung leicht auf die Weise bereiten, daß man den Kranken ent-
kleidet) auf einen gewöhnlichen, möglichst hohen Rohrstuhl setzt, ihn bis dicht
um den Hals mit einer wollenen Decke umgiebt, welche überall bis auf den
Fußboden herabreichen muß und dann unter den Stuhl ein hinreichend großes
Gefaß mit Wasser oder Essig stellt, in welches man erhitzte Feldsteine, Ziegeln
oder eiserne Kugeln, Gewichte 2c. wirft.
Falls aber das Sitzen dem Kranken zu beschwerlich fällt: so richtet man
eine gewöhnliche Bettstelle, deren Rahmen mit Girten versehen ist, oder deren
Bodenbreter etwas auseinander geschoben werden, zu einem solchen Dampfbade
ein. Auf die Gurte wird Stroh oder Heu umd darauf der Kranke gelegt. Ueber
dem Bette werden Reife angebracht und über diese wollene Decken, die bis auf
den Boden des Zimmers herabreichen, gebreitet. Endlich werden unter dem,
auf diese Art zeltartig eingerichteten Bette die Dämpfe auf obige Weise, oder
durch Begießen glühender Steine 2c. mit warmen Wasser oder Essig, entwickelt,
jeden Falles aber muß der Kopf des Kranken der Einwirkung der Dampfe ent-
zogen werden.
Bey dem einen, wie bey dem andern Verfahren ist der Stuhl oder das
Bett in einer solchen (vorher durch einen Versuch leicht zu ermittelnden) Höhe zu
stellen, daß der Kranke durch den heißen Dampf nicht Schaden nehme.
Sehr empfehlenswerth ist zu einem solchen Dampfbade noch, besonders we-
gen der raschen, wohlfeilen und gefahrloseren Bereitungsweise, die Anwendung
der, durch das Berbrennen des Weingeistes sich entwickelnden Dämpfe. Eine
solche Verbrennung von Weingeist, welche in einem Raume, wie der eines Ba-
dekordes, schon in fünf Minuten eine Wärme von etwa 35° Reaumur, und in
einer Viertelstunde eine solche von 627 entwickelt, kann auch unter einem Stuh-
le, oder in einer, wie oben zugerichteten Bettstelle, worauf der mit wollenen
Decken behangene Kranke siczt oder liegt, auf eine höchst einfache Weise bewirkt
werden. Man setzt nähmlich unter den Stuhl oder unter die Bettstelle, (die je-
doch, wenn das Lager nicht sechszehen bis achtzehen Zoll von dem Fußboden ent-
fernt ist, auf Stühle gestellt werden muß,) einen Teller, auf welchem sich ein
Tassenkopf mit ein Sechstel bis ein Drittel Nösel Brenn-Spiritus befindet, und
stülpt über den Tassenkops, zur Vermeidung aller Gefahr, noch einen reinen,
kupfernen oder messingenen Kessel, oder einen weiten Topf, auf untergelegten