Full text: Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1855. (32)

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Die Krätze entsteht, so viel man weiß, immer nur durch Ansteckung, indem sie von 
einem Menschen auf den andern durch unmittelbare Berührung, am meisten durch Zusam- 
menschlafen, oder mittelbar durch die Benützung angesteckter Kleidungs= oder Bettstücke über- 
getragen wird. Ihre Verbreitung wird aber ungemein begünstigt durch enges Beisammenwoh- 
nen, Schmutz und Unreinlichkeit, weßhalb sie in Famillen und ganzen Ortschaften, wo der 
einmal entstandenen Krankheit keine Beachtung geschenkt wird, rasch eine große Verbreitung 
gewinnen kann. 
Die Krätze ist eine Krankheit, welche nicht von selbst heilt; wer sie also hat, und sich 
keiner Behandlung unterzieht, bleibt nicht nur so lange für sich selbst krätiig, sondern setzt 
auch Diejenigen, die mit ihm zusammenleben, der unvermeidlichen Gefahr aus, krätzig zu 
werden, so daß von einem einzigen Menschen eine ganze Familie, ja ein ganzer Ort ange- 
steckt werden kann. 
Heilt die Krätze aber auch nicht von selbst, so ist sie voch sehr leicht heilbar, und zwar 
ebenso rasch als sicher, wozu es in der großen Mehrzahl der Fälle, da sie keine innerliche, 
sondern eine blos äußerliche Krankheit ist, nur gewisser äußerlicher Heilmittel bedarf, unter 
welchen für ven allgemeinen Gebrauch die grüne Seife das empfehlenswertheste ist. 
Um die Krätze mittelst der grünen Seife bben so schnell als sicher zu heilen, ist 
folgendes Verfahren einzuschlagen: 
Der Kranke muß über die ganze Dauer der Kur das Bett hüten und das Zimmer, 
in welchem er liegt, soll gut warm gehalten seyn, um den Schweiß zu befördern. Die 
Einreibung mit der Seife geschieht täglich dreimal, Morgens, Mittags und Abends. 
Der Kranke stellt sich zu diesem Behuse nackt auf den Boden, und zwar, wenn das 
Zimmer gebeizt ist, in die Nähe des Ofens, jedenfalls bei wohl verschlossenen Fenstern und 
Thüren, um jede Erkältung zu verhüten. Die Einreibung geschiebt mit Ausnahme des 
Kopfes über den ganzen Körper, und von ihrer richtigen Ausführung hängt vor Allem der 
Erfolg der Kur ab. Man nimmt eine kleine Portion der Salbe aus dem Topf und zer- 
reibt sie zuerst etwas zwischen den Händen, dann wird mit der flachen Hand ein Theil des 
Körpers nach dem andern tüchtig eingerieben und die Salbe auf der Haut verrieben, daß 
ste nicht in Krusten darauf liegen bleibt, sondern sich zertheilt und eindringt. 
Diejenigen Theile des Körpers, welche am meisten mit Ausschlag bebaftet find, müssen 
am stärksten bedacht werden: die Hände, die Gruben zwischen den Fingern, die Handgelenke, 
Vorderarme und Ellenbogen, die Vorfüße, Fußgelenke und Unterschenkel; aber kein Theil,
	        
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