200 Graßbritannien. (August 11. - 15.)
an Maßregeln zu beteiligen, welche den Bestand des türkischen Reiches zum
Zwecke hatten, es sei denn, daß dieselben zur radikalen Reform der Ver-
waltung dienen sollten.“
11. August. Das Unterhaus ernennt eine Kommission von
15 Mitgliedern zur Untersuchung des Jameson'schen Friedens-
bruches. Ihr gehören u. a. Chamberlain, Hicks Beach und La-
bouchere an.
13. August. Das Oberhaus genehmigt die irische Boden-
gesetzuovelle und die Ugandaeisenbahnbill in der vom Unterhause
beschlossenen Fassung.
14. August. Schluß des Parlaments. Die Thronrede sagt
über die auswärtigen Verhältnisse:
Die Beziehungen zu den übrigen Mächten sind andauernd freund-
liche. Die feindseligen Bewegungen der Streitkräfte der Derwische längs
des Nilthals in Egypten und gegen die Stellungen in dem Okkupations=
gebiet Italiens östlich vom Nil haben mich davon überzeugt, daß es für
die egyptische Regierung notwendig geworden ist, Schritte zu ergreifen, um
das weitere Vordringen der Derwische aufzuhalten. Auf meinen Rat und
unter meiner Sanktionierung ist eine Expedition unternommen worden, um
der Regierung des Khedive das Territorium bis Dongola zurückzugewinnen,
welches vor 10 Jahren Egypten verloren ging. Die Operationen dauern
noch fort, aber schon ist durch einen raschen, glänzenden Schlag bei Ferkeh
ein beträchtliches Stück des bezeichneten Gebietes zurückerobert. Die Lage
in einzelnen Teilen des türkischen Reiches ist andauernd die Ursache großer
Besorgnis. Gegenwärtig ist die Insel Kreta der hauptsächliche Mittelpunkt
der Unruhen. Ich habe strenge Neutralität sowohl der Regierung wie den
Aufständischen gegenüber beobachtet, aber in Verbindung mit anderen
Mächten habe ich mich bemüht, eine Versöhnung durch den Vorschlag eines
Regierungssystems herbeizuführen, welches sowohl für die christlichen wie
für die muhammedanischen Bewohner der Insel billig und annehm-
ar wäre.
15. August. (Dover.) Lord Salisbury über die englische
Politik in der türkischen Frage.
Der Premierminister hält auf einem Festessen folgende Rede über
die orientalische Frage: „Es ist unmöglich, das Gefühl von Unbehagen zu
verleugnen, welches von Zeit zu Zeit die Regierungen Europas befällt,
weil, obwohl Europa an sich selbst gesund ist, doch an einem äußersten
Ende desselben ein Krebsschaden sich entwickelt hat, der die Gesundheit und
Sicherheit des Ganzen bedrohen könnte. Ich bin zu diesem Punkt gelangt
und bin beinahe erschrocken über meine eigene Voreiligkeit, denn ich weiß,
wenn ich irgend etwas äußere über die Uebel, welche im südöstlichen Europa
vorhanden sind, so erwidert man mir, ich hätte der ottomanischen Regie-
rung gedroht und sei verpflichtet, diese Drohungen auch wahr zu machen.
Gegen diese Kritik muß ich aber entschiedene Einsprache erheben. Es liegt
darin eine Unklarheit des Denkens, denn ich habe doch immer das Recht,
diejenigen, welchen die Verantwortlichkeit für die gegenwärtige Gefahr zu-
kommt, vor der Strafe zu warnen, die sie im Laufe der Ereignisse ereilen
mag, aber ich glaube nicht, daß ich mein Land verpflichtet habe, in diesem