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Die Seuche äußert sich durch Nachlassen der Munterkeit der Tiere, Sträuben des Gefiebers,
Schlafsucht und Lähmungserscheinungen. — Außerdem sind vielfach Rötung und Schwellung der
Augenbindehaut zu beobachten. — Der Tod tritt gewöhnlich in 2 bis 4 Tagen nach erfolgter An-
steckung, selten später ein.
Bei der Sektion findet man Schleim in den Nasenhöhlen und in der Rachenhöhle, Trübung
der Leber, Blutungen in den Schleimhäuten der Verdauungsorgane, der Luftwege und des Eileiters,
unter der Herzüberkleidung und in der die Leibeshöhle auskleidenden Haut. Außerdem können Rötung
und Schwellung der Augenbindehaut, oberflächliche Rötungen der Dünndarmschleimhaut, Trübung des
Herzbeutels, Flüssigkeitsansammlungen im Herzbeutel und in der Bauchhöhle, wässerige Ergießungen
unter die Haut des Kopfes, Halses und der Brust, ausnahmsweise auch eine Entzündung der Lungen
sowie der die Leibeshöhle auskleidenden Haut bestehen. Die Hühnerpest hat mit der Geflügelcholera
das seuchenartige Auftreten, den rasch tödlichen Verlauf und die Erscheinung von Fieber, Schwäche
und Schlafsucht gemein. Jedoch führt die Hühnerpest gewöhnlich nicht so rasch zum Tode wie die
Geflügelcholera, an welcher die Tiere nach 1 bis 3tägigem Kranksein, nicht selten aber auch ganz
plötzlich sterben. Die Hühnerpest ergreift vom Hausgeflügel vorwiegend die Hühner, während von
der Geflügelcholera auch anderes Geflügel, namentlich Gänse, Enten und Tauben befallen werden.
Die Geflügelcholera ist ferner durch das Auftreten eines Durchfalls während des Verlaufs der
Krankheit und durch dunkelrote Färbung des Darms, besonders des Dünndarms (Darmentzündung)
nach dem Tode gekennzeichnet. Außer der Darmentzündung kann eine Entzündung der Lungen und
des Herzbeutels bestehen. Ferner finden sich im Blute der an Geflügelcholera erkrankten Tiere die
dieser Krankheit eigenen Bakterien, welche mikrofkopisch und durch Züchtung unschwer nachweisbar
sind. Endlich läßt sich die Geflügelcholera leicht auf Tauben überimpfen, welche binnen 12 bis
48 Stunden mit charakteristischem Befund (abgestorbenes Gewebe — Nekrose — an der Imnfstelle
und Vorhandensein zahlreicher Bakterien im Blute) zu Grunde gehen. Alle diese Merkmale der
Geflügelcholera fehlen der Hühnerpest.
Aus den Feststellungen, die an verschiedenen Orten über die Hühnerpest gemacht worden sind,
geht hervor, daß die Seuche einen wechselnden Krankheitsverlauf und ein verschiedenes Sektionsbild
darbieten kann. Ständig vorhandene Merkmale der Hühnerpest sind nur die hohe Ansteckungsfähigkeit,
das Fehlen eines durch Mikroskop und Züchtung nachweisbaren Ansteckungsstoffes sowie die Nicht-
übertragbarkeit auf ältere Tauben. Aus den Mitteilungen italienischer Forscher ist zu entnehmen,
daß die Seuche in Italien schon seit Jahren in starker Verbreitung herrscht.
C.
Als Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung der Einschleppung von Geflügelcholera und Hühnerpest
in gesunde Geflügelbestände sind besonders zu beachten:
A. Vermeidung des Zukaufes von fremdem, namentlich aus dem Auslande bezogenem Geflügel,
b. unschädliche Beseitigung aller Abgänge bei Verwendung von fremdem Schlachtgeflügel im Haushalt,
. Fernhaltung des Geslügels von solchen Straßen, Weiden usw., welche von fremden Gänse-
herden betreten oder befahren werden,
d. Fernhaltung der Geflügelhändler von den Gehöften.
Gedruckt in der Buchdruckerei Chr. Scheufele in Stuttgart.