Full text: Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1904. (81)

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Die Seuche äußert sich durch Nachlassen der Munterkeit der Tiere, Sträuben des Gefiebers, 
Schlafsucht und Lähmungserscheinungen. — Außerdem sind vielfach Rötung und Schwellung der 
Augenbindehaut zu beobachten. — Der Tod tritt gewöhnlich in 2 bis 4 Tagen nach erfolgter An- 
steckung, selten später ein. 
Bei der Sektion findet man Schleim in den Nasenhöhlen und in der Rachenhöhle, Trübung 
der Leber, Blutungen in den Schleimhäuten der Verdauungsorgane, der Luftwege und des Eileiters, 
unter der Herzüberkleidung und in der die Leibeshöhle auskleidenden Haut. Außerdem können Rötung 
und Schwellung der Augenbindehaut, oberflächliche Rötungen der Dünndarmschleimhaut, Trübung des 
Herzbeutels, Flüssigkeitsansammlungen im Herzbeutel und in der Bauchhöhle, wässerige Ergießungen 
unter die Haut des Kopfes, Halses und der Brust, ausnahmsweise auch eine Entzündung der Lungen 
sowie der die Leibeshöhle auskleidenden Haut bestehen. Die Hühnerpest hat mit der Geflügelcholera 
das seuchenartige Auftreten, den rasch tödlichen Verlauf und die Erscheinung von Fieber, Schwäche 
und Schlafsucht gemein. Jedoch führt die Hühnerpest gewöhnlich nicht so rasch zum Tode wie die 
Geflügelcholera, an welcher die Tiere nach 1 bis 3tägigem Kranksein, nicht selten aber auch ganz 
plötzlich sterben. Die Hühnerpest ergreift vom Hausgeflügel vorwiegend die Hühner, während von 
der Geflügelcholera auch anderes Geflügel, namentlich Gänse, Enten und Tauben befallen werden. 
Die Geflügelcholera ist ferner durch das Auftreten eines Durchfalls während des Verlaufs der 
Krankheit und durch dunkelrote Färbung des Darms, besonders des Dünndarms (Darmentzündung) 
nach dem Tode gekennzeichnet. Außer der Darmentzündung kann eine Entzündung der Lungen und 
des Herzbeutels bestehen. Ferner finden sich im Blute der an Geflügelcholera erkrankten Tiere die 
dieser Krankheit eigenen Bakterien, welche mikrofkopisch und durch Züchtung unschwer nachweisbar 
sind. Endlich läßt sich die Geflügelcholera leicht auf Tauben überimpfen, welche binnen 12 bis 
48 Stunden mit charakteristischem Befund (abgestorbenes Gewebe — Nekrose — an der Imnfstelle 
und Vorhandensein zahlreicher Bakterien im Blute) zu Grunde gehen. Alle diese Merkmale der 
Geflügelcholera fehlen der Hühnerpest. 
Aus den Feststellungen, die an verschiedenen Orten über die Hühnerpest gemacht worden sind, 
geht hervor, daß die Seuche einen wechselnden Krankheitsverlauf und ein verschiedenes Sektionsbild 
darbieten kann. Ständig vorhandene Merkmale der Hühnerpest sind nur die hohe Ansteckungsfähigkeit, 
das Fehlen eines durch Mikroskop und Züchtung nachweisbaren Ansteckungsstoffes sowie die Nicht- 
übertragbarkeit auf ältere Tauben. Aus den Mitteilungen italienischer Forscher ist zu entnehmen, 
daß die Seuche in Italien schon seit Jahren in starker Verbreitung herrscht. 
C. 
Als Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung der Einschleppung von Geflügelcholera und Hühnerpest 
in gesunde Geflügelbestände sind besonders zu beachten: 
A. Vermeidung des Zukaufes von fremdem, namentlich aus dem Auslande bezogenem Geflügel, 
b. unschädliche Beseitigung aller Abgänge bei Verwendung von fremdem Schlachtgeflügel im Haushalt, 
. Fernhaltung des Geslügels von solchen Straßen, Weiden usw., welche von fremden Gänse- 
herden betreten oder befahren werden, 
d. Fernhaltung der Geflügelhändler von den Gehöften. 
Gedruckt in der Buchdruckerei Chr. Scheufele in Stuttgart.
	        
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