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einzige Säule den ganzen Bau des Beweises zu stützen. Indessen
beleuchtet der hier in Betracht kommende Vorgang so trefflich
die ganze Situation und bekräftigt damit so sehr meine Auf-
fassung, dass ich gern ein Uebriges tue und auch noch auf dieses
letzte Argument eingehe.
An dieser Stelle seines Entwurfs hat nämlich Herr Geheim-
rat WILCKENS alle Schleier von seiner schönen Seele fallen lassen;
hier zeigt er, dass er unter die Mitarbeiter der grossen Reform
geraten ist wie Saul unter die Propheten. Es ist die Stelle, bei
deren Lektüre FREY seinen Augen nicht trauen wollte, und über
die er das oben zitierte vernichtende Urteil fällte. Treffend
nennt TRAUTMANN diesen Passus des WILCKENSschen Eintwurfs
„den Paragraph der Reaktion“. Er enthielt schlechthin die
Wiederaufhebung des ganzen materiellen Inhalts der St.O., die
brutale Wiederherstellung der polizeistaatlichen Vormundschaft.
Dass das Provinzialdepartement diesen Wechselbalg adoptieren
konnte, das rechtfertigt die geringste Wertung seiner Mitarbeit
an dem Reformwerk. Dagegen ist die Art, wie das General-
departement und die Generalkonferenz unter persönlicher Lei-
tung STEINs diesem monstrum die Giftzähne zog, ein Meister-
stück, das dem Geiste des Gesetzes und der drängenden Situation
gleichmässig gerecht wurde. An sich scheint es näher gelegen
zu haben, das ganze WILcKEnSssche Elaborat zu streichen und
einfach durch die von STEIN vorgeschlagene Bestimmung wegen
der Veräusserung städtischer Grundstücke zu ersetzen. Aber
damit wäre man vermutlich bei dem Chef des Provinzialdeparte-
ments, dem überbedächtigen SCHRÖTTER, der doch auch in der
Generalkonferenz sass, und bei andern Mitgliedern auf Bedenken
gestossen, deren Beseitigung zeitraubende Verhandlungen erfor-
dert hätte. Schneller kam man auf dem Wege des Kompromisses
zum Ziele, indem man den Wortlaut des vom Provinzialdeparte-
ment vorgeschlagenen WILCKENSschen Entwurfs zum grossen
Teil stehen liess; aber durch sehr geschickte Zusätze und Strei-