Full text: Von Potsdam nach Doorn.

das siegreiche Japan, daB dieses auf einen großen und sehr wichtigen Teil 
seiner Gebietsforderungen und auf Kriegsentschädigung verzichten mußte, 
weil Rußland jene Gebiete haben wollte, in den ersten Jahren des neuen 
Jahrhunderts auch besetzte und zehn Jahre später, im Russisch-Japanischen 
Kriege 1904/05 zur See und zu Lande von Japan geschlagen, alles und noch 
viel mehr wieder aufgeben mußte. 
Das deutsche Eingreifen 1895 war politisch durch nichts gerechtfertigt. 
Bismarck bezeichnete es als ein Arbeiten auf Prestige, auch sei unnötig und 
schädlich gewesen, daß Deutschland sich durch sein Verhalten in Ostasien, 
dureh seinen demonstrativen Beistand für Rußland unnötig gegen England 
gestellt hätte. Als kurz darauf die deutsche Besetzung von Kiautschou 
folgte, schließlich Deutschland 1904 im Russisch - Japanischen Kriege 
bei formeller Neutralität für Rußland Partei nahm und beim Friedens- 
schluß wieder der Deutsche Kaiser im Verein mit dem amerikanischen 
Präsidenten auf die japanischen Friedensbedingungen drückte und mit 
bewirkte, daß Rußland keinen Pfennig Kriegsentschädigung zu zahlen 
brauchte, da stand es für Japan fest, daß man das Deutsche Reich ein für 
allemal als den Feind Japans betrachten müsse. Die Quittung wurde im 
Weltkriege gegeben. Ende der neunziger Jahre entdeckte der Kaiser die 
„Gelbe Gefahr‘ und gab diesem Gedanken durch ein von ihm skizziertes, 
dann von einem Maler ausgeführtes Bild mit der Unterschrift: ‚Völker Eu- 
ropas, wahret euere heiligsten Güter!“ Ausdruck. Einen Abdruck dieses Bildes 
schickte der Kaiser auch an den Zaren. Es stellte allegorisch dar, wie der 
deutsche Michel, schwer gerüstet, den furchtsam im Hintergrunde 
gruppierten Staaten Europas die ‚Gelbe Gefahr‘ in Gestalt — Buddhas 
zeigt, der über einer Szene der Verwüstung und des Brandes schwebt. In 
Worten: Wilhelm II. präsentiert sich als der Weltführer gegen die ‚‚Gelbe 
Gefahr“ ; in der „Welt“ allgemeine Heiterkeit. 
Gegen Ende des Jahrhunderts verstärkten sich die inneren Unruhen in 
dem großen chinesischen Reich, und die europäischen Nationen waren zum 
Teil der Ansicht, seine Auflösung stehe bevor. Der russische Vormarsch von 
Sibirien durch die Mandschurei bis zur Südspitze der Halbinsel Liautung 
mit den beiden Häfen Port Arthur und Dalni bedeutete zugleich wachsende 
Spannung zwischen Rußland und England, andererseits Rußland und Japan. 
England und Japan fanden Gemeinsamkeit der Interessen, schlossen ein 
Bündnis, zunächst zu gemeinsamer Vorbereitung der beiden Mächte auf den 
kommenden Krıeg mit Rußland; Großbritannien half mit Politik, Geld und 
Kriegsschiffbau. Vorher, im Jahre 1900, machte sich in China die sogenannte 
Boxerbewegung bemerklich, vine nationalistische Sekte, ausgesprochen 
fremdenfeindlich, mit dem Ziel, die „weißen Teufel‘‘ vom chinesischen 
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