547
Reichs-Gesetzblatt.
27.
Inhalt: Gesetz, betreffend die Schlachtvieh= und Fleischbeschau. S. 547. — Bekanntmachung, betreffend
die Ein= und Durchfuhrbeschränkungen zur Abwehr von Cholera= und Pestgefahr. S. 555. —
Berichtigung. S. 556.
(Nr. 2692.) Gesetz, betreffend die Schlachtvieh- und Fleischbeschau. Vom 3. Juni 1900.
Wir Wilhelm) von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König
von Preußen 2c.
verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths
und des Reichstags, was folgt:
C. 1.
Rindvieh, Schweine, Schafe, Ziegen, Pferde und Hunde, deren Fleisch
zum Genusse für Menschen verwendet werden soll, unterliegen vor und nach der
Schlachtung einer amtlichen Untersuchung. Durch Beschluß des Bundesraths
kann die Untersuchungspflicht auf anderes Schlachtvieh ausgedehnt werden.
Bei Nothschlachtungen darf die Untersuchung vor der Schlachtung unter-
bleiben.
Der Fall der Nothschlachtung liegt dann vor, wenn zu befürchten steht,
daß das Thier bis zur Ankunft des zuständigen Beschauers verenden oder das
Fleisch durch Verschlimmerung des krankhaften Zustandes wesentlich an Werth
verlieren werde oder wenn das Thier in Folge eines Unglücksfalls sofort getödtet
werden muß.
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Bei Schlachtthieren, deren Fleisch ausschließlich im eigenen Haushalte des
Besitzers verwendet werden soll, darf, sofern sie keine Merkmale einer die Genuß-
tauglichkeit des Fleisches ausschließenden Erkrankung zeigen, die Untersuchung vor
der Schlachtung und, sofern sich solche Merknale auch bei der Schlachtung nicht
ergeben, auch die Untersuchung nach der Schlachtung unterbleiben.
Eine gewerbsmäßige Verwendung von Fleisch, bei welchem auf Grund
des Abs. 1 die Untersuchung unterbleibt, ist verboten.
Reichs-Gesetzbl. 1900. 88
Ausgegeben zu Berlin den 11. Juli 1900.