596 Die Staatsbehörden.
(8. 93.)
Abgesehen von den in Gemäßheit des Edikts v. 12. Okt. 1822 an Stelle der bis-
herigen Provinzialregierungen errichteten Landdrosteien wurden durch dasselbe eine Do-
mänenkammer und eine, der Oberaufsicht dieser Domänenkammer und der in dieser an-
geordneten Generalforstdirektion untergebene Forstverwaltung, ferner eine Oberzolldirektion
und eine Generaldirektion des Wasserbaues eingerichtet. Diese Behörden erfuhren in
hannöverscher Zeit noch eine mehrfache Umgestaltung (s. hierüber v. Rönne, 4. Aufl.,
Bd. III, S. 293), die heute keinerlei Interesse mehr bietet. Nach der Einverleibung des
Königreichs in den Preußischen Staat sind die früheren Finanz= und Domänenverwal-
tungsbehörden aufgehoben worden, und statt ihrer ist a) durch Allerhöchsten Erlaß v.
8. Febr. 18671 eine Provinzialsteuerdirektion für die Provinz Hannover, und b) durch
Allerhöchsten Erlaß v. 5. April 18692 zur Führung der Finanzverwaltung, mit Aus-
schluß der Verwaltung der indirekten Steuern und Zölle, eine Provinzialbehörde unter
dem Namen „Königliche Finanzdirektion“" mit dem Sitze in der Stadt Hannover errichtet
worden.
Die danach für die Provinz Hannover bestehenden Provinzialverwaltungsbehörden
waren, abgesehen von dem Oberpräsidium (s. oben, S. 463), a) die königliche Finanz-
direktion zu Hannover, b) die Provinzialsteuerdirektion zu Hannover (s. oben, S. 464),
Jc) das Landeskonsistorium zu Hannover, nebst den von diesem ressortierenden Spezial=
konsistorien (s. unten, §. 94), d) das Provinzialschulkollegium zu Hannover (s. oben,
S. 490), e) das Medizinalkollegium zu Hannover (s. oben, S. 499), 1) das Ober-
bergamt zu Klausthal (s. oben, S. 501), 8) die Generalkommission zu Hannover (s. oben,
S. 509), h) die Militärintendantur zu Hannover, und i) die sechs Landdrosteien; außer-
dem noch die von dem Oberpräsidium unmittelbar ressortierende „Klosterverwaltung“ is.
über diese unten, S. 597 ff.).
Die königliche Finanzdirektion zu Hannover führte die gesamte Finanzverwaltung
der Provinz, mit Ausschluß der (der Provinzialsteuerdirektion zustehenden) Verwaltung der
indirekten Steuern und Zölle.3 Sie war dem Finanzministerium untergeordnet und hatte
dieselben Obliegenheiten und Befugnisse, welche für den Bereich der Finanzverwaltung in
den alten Provinzen die Regierungen haben. An ihrer Spitze stand ein Präsident und
die Geschäftsbearbeitung erfolgte in drei Abteilungen, nämlich a) Abteilung für direkte
Steuern, b) Abteilung für Domänen, deren Geschäftskreis die Verwaltung der Domänen,
das Lehnswesen und diejenigen Regalien, deren Verwaltung nach den in den alten Pro-
vinzen bestehenden Einrichtungen mit der Domänenverwaltung vereinigt ist, umfaßte, und
IP) die Abteilung für Forsten, welche die Forst= und Jagdangelegenheiten zu bearbeiten
hatte. Im übrigen galt für die Geschäftsführung der Finanzdirektion die Instruktion für
die Regierungen v. 23. Okt. 1817 und die zu derselben ergangenen erläuternden, er-
gänzenden und abändernden Bestimmungen.
Die Landdrosteien, deren Einrichtung auf der Landdrosteiordnung v. 25. Sept.
1852" beruhte, hatten in ihrem Bezirke die gesamte öffentliche Verwaltung in höherer
Instanz zu führen, soweit sie nicht anderen Behörden überwiesen war, letztere in ihrer
Tätigkeit zu unterstützen und überhaupt das Gemeinwohl nach Kräften zu fördern (§. 1
der Landdrosteiordnung v. 25. Sept. 1852).5
Diese ganze selbständige Verwaltung ist jetzt ausgehoben und an Stelle der Finanz-
direktion und der Landdrosteien in der territorialen Begrenzung dieser letzteren find
sechs Regierungsbezirke mit Regierungspräsidenten und Regierungen
getreten, für deren Organisation und Amtsführung die Vorschriften für die Regierungen
worden, daß die Direktion der Forstverwaltung im
Bezirke des bisherigen Berg= und Forstamtes zu
Klausthal einstweilen von der Ziviladministration
zu Hannover wahrzunehmen sei. Demnachst ist
dieselbe, infolge des Allerhöchsten Erlasses v.
5. April 1869 (G. S. 1869, S. 511) auf die
dritte Abteilung der durch diesen Erlaß errichteten
königl. Finanzdirektion zu Hannover übertragen
worden.
1 G. S. 1867, S. 204 und M. Bl. d. i.
Verw. 1867, S. 31.
: G. S. 1869, S. 511.
3 Allerhöchster Erlaß v. 5. April 1869, sub I
(G. S. 1869, S. 511).
4 G. S. für Hannover 1852, Abt. I. S.
347 ff.
5 S. das Nähere bei v. Rönne, 4. Aufl.
Bd. III, S. 295 ff.