620 Die Staatsbehörden. (8. 95.)
A. Die Kreditanstalten.
1. Die Rentenbanken.“
Solche bestehen in Königsberg für Ost= und Westpreußen, in Berlin für Branden-
burg und den Stadtkreis Berlin, in Stettin für Pommern und Schleswig-Holstein mit
Lauenburg, in Posen für Posen, in Breslau für Schlesien, in Magdeburg für Sachsen
und Hannover, in Münster für Westfalen, Hessen-Nassau und die Rheinprovinz; mit der
Selbstverwaltung der Provinz unter Leitung des Landeshauptmanns verbundene Landes-
kultur-Rentenbanken bestehen ferner für Schleswig-Holstein mit dem Sitz in Kiel für
Schlesien, Posen, Westfalen.?
Die Rentenbanken hatten zunächst nur den Zweck, die Geldmittel bereitzustellen für
die große Aufgabe der Grundentlastung; sie sollten demgemäß nach Durchführung dieser
Aufgabe wieder eingehen. Uber ihre Neugestaltung als dauernde Geldinstitute öffentlich-
rechtlichen Charakters für die Landwirtschaft s. oben, S. 392.
2. Die landschaftlichen Kreditinstitute.?
Solche bestehen: für Ostpreußen die Generallandschaftsdirektion in Königsberg nebst
der Bank der Ostpreußischen Landschaft“; für Westpreußen die Generallandschaftsdirektion
in Marienwerder und als deren Zweiganstalt die Landschaftliche Darlehnskasse in Danzig,
ferner die Neue Westpreußische Landschaft; für Brandenburg die Hauptritterschaftsdirektion
der Kur= und Neumark in Berlin mit der Ritterschaftlichen Darlehenskasse und den vier
Ritterschaftsdirektionen für Priegnitz, Mittelmark, Uckermark, Neumark, ferner das Neue
Brandenburgische Kreditinstitut und das Kreditinstitut für die Ober= und Niederlausivz;
für Pommern die Generallandschaftsdirektion in Stettin mit der Landschaftlichen Bann
und der Neuen Pommerschen Landschaft für den Kleingrundbesitz; für Posen die Direktion
der Posener Landschaft in Posen mit der Landschaftlichen Bank in Posen, ferner die von
der Westpreußischen Landschaft ressortierenden Provinziallandschaftsdirektionen in Bromberg
und Schneidemühl; für Schlesien: das königliche Kreditinstitut in Breslau, unmittel-
bar verbunden mit der Regierung in Breslau und von deren Finanz=
abteilung verwaltet, ferner die Schlesische Landschaft in Breslau mit neun Fürsten-
tumsdirektionen (Jauer, Glogau, Ratibor, Breslau, Liegnitz, Frankenstein, Neißc,
Ols, Görlitz) und der Landschaftlichen Bank in Breslau, ferner das Kreditinstitur für
die Ober= und Niederlausitz in Breslau (s. oben Brandenburg) mit den Bezirksdirektionen
der beiden Lausitzen; die Landschaft der Provinz Sachsen in Halle mit der Landschaftlichen
Bank ebenda; für Schleswig- Holstein der Landschaftliche Kreditverband und die Schleswig-
Holsteinsche Landschaft, beide in Kiel; in Hannover besteht eine der Selbstverwaltung
der Provinz eingegliederte Landeskreditanstalt ferner sieben besondere „Land-
schaften“, die jedoch hier in erster Linie kommunalen Charakter tragen und wichtige
kommunale Aufgaben zu erfüllen haben, hierfür auch mit dem Besteuerungsrecht aus-
gerüstet sind (in Hannover, Nienburg, Hildesheim, Celle, Stade, Osnabrück, Aurich,,
mit den drei landschaftlichen Kreditinstituten in Hannover, Celle und Stades; in West-
falen sind die Landesbank und die Landeskulturrentenbank organischer Be-
1 Löning, Verw. R., S. 354, 69.
ber den besonderen, von vornherein öffent-
lichrechtlichen Charakter der Landeskulturrenten-
banken vgl. das Ges. v. 13. Mai 1879 (G. S.,
S. 367), dazu Glatzel in Stengels Wörterb. II,
S. 14 ff. Diese Banken müssen Anstalten der
provinziellen Selbstverwaltung sein (§. 2); nur
Schleswig-Holstein, Schlesien und Posen haben von
dem Gesetz Gebrauch gemacht, später noch Westfalen
und ÖOstpreußen (Allerh. Erlaß v. 15. Juni 1904,
G. S., S. 253).
3 Eine genaue, sehr dankenswerte Angabe des
staatlich bestätigten Statutenrechtes aller dieser
Institute gibt das Staatshandbuch unter Pro-
vinzialbehörden, z. B. Ostpreußen Staatshandb.
1905, S. 249; Westpreußen, S. 281 u. s. f. Lill.:
Rabe, Das Wesen der Pfandbriefe, 2 Bde., 1818;
Gierke, Genossenschaftsrecht, Bd. I, S. 1068 fl.;
Löning, Verw. R., S. 650; Bornhak, Gesch.
d. preuß. Verw. R., Bd. II, S. 223 ff.; Hermes
in Stengels Wörterb., Bd. II, S. 22 ff.; G.
Meyer, Verw. R., Bd. I, S. 500; Hecht in
Conrads Wörterb. der Staatswissensch., Bd. IV,
S. 927 ff.
4 S. dazu Allerh. Erlaß v. 12. Mai 1901
(G. S., S. 210).
5 S. über die besonderen Verhältnisse in Han-
nover die Angaben im Staatshandbuch 1905,
S. 577. Dazu noch Gesetz v. 15. Juni 1911
(G S., S. 240).