62 Das Staatsbürgerrecht. (§F. 51.)
2. Die mittelbar gewordenen deutschen Reichsfürsten und Grafen, deren Be-
sitzungen im Jahre 1866 der preußischen Monarchie einverleibt worden sind, gehören
teils dem vormaligen Königreiche Hannover, teils dem vormaligen Kurfürstentume Hessen,
teils dem vormaligen Herzogtume Nassau, beziehungsweise dem von dem Großherzogtume
Hessen an Preußen abgetretenen Gebiete an.
In dem vormaligen Königreiche Hannover sind gegenwärtig a) der Herzog
von Arenberg-Meppen und b) der Fürst von Bentheim (wegen der Grafschaft
Bentheim) die einzigen Standesherren im Sinne der Deutschen Bundesakte. Ein Re-
gulativ zur Regulierung der Rechtsverhältnisse dieser Standesherren ist nicht erlassen
worden; dagegen sind nach der allgemeinen Erklärung in der Wiener Kongreßakte v.
9. Juni 1815, Art. XXXII über das Verhältnis des Herzogs von Arenberg und über
die Grasschaft Bentheim, infolge vorausgegangener Übereinkunft, besondere königliche
Verordnungen ergangen.?
a) Der Rechtszustand des Herzogs von Arenberg-Meppen als standesherrlichen
Besitzers des den jetzigen Kreis Meppen in der Provinz Hannover bildenden Herzog-
tums Arenberg-Meppen“ ist durch die zur Ausführung des Art. XIV der Deutschen
Bundesakte v. 8. Juni 1815 mit Gesetzeskraft erlassenen königlich hannöverschen Ver-
ordnungen v. 9. Mai 1826° und 5. Okt. 1827“, sodann durch ein zwischen der
hannöverschen Regierung und dem Herzoge geschlossenes Übereinkommen v. *
18527, welches die Ausübung der standesherrlichen Gerichtsbarkeit und der administra-
—
vinzen kann also nicht mit dem Abg. Windthorst!Bl. d. i. Verw. 1867, S. 93), welche jedoch
„dem Sinne“ gemäß angenommen werden, zu= schon vor der Auflösung des D. Reiches unter
mal sie der Verfassung gegenüber doch ein „Privileg“" shhannöverscher Landeshoheit standen. Die staats-
enthält; wohl aber hatte Preußen die Verpflichtung, echtlichen Verhältnisse des gräflichen Hauses sind
den Standesherren der neuen Provinzen einen durch (teilweise noch in Kraft stehende) Abkommen
analogen Rechtszustand zu gewähren. — Vgl. v. 18. Mai 1733 (ogl. in Strube, Rechtl.
die Rede des Abg. v. Rönne in der Sitz. des Bedenken [Ausg. v. 1788), Bd. II, S. 145) und
Abg. H. v. 13. Nov. 1869 (Stenogr. Ber. 1869 durch den Rezeß v. 4. Aug. 1821 u. 2. Juli
—70, S. 522), die den formaljuristischen Ge- 1322 (vgl. in Ebhardt, St. Verf. des König-
sichtspunkt zu ausschließlich betont. reichs Hannover, S. 294) geordnet worden. Die
1 Dem Herzoge von Looz-Coorswaren,Grafen zu Stolberg werden jedoch wegen des Be-
welcher früher nie Reichsstand, auch reichsun= sitzes der Grafschaft Hohnstein nicht zu den Stan-
mittelbar nicht begütert war, hatte der §. 32 des desherren im Sinne der d. Bundesakte gezählt.
Reichsdeputationshauptschl. v. 25. Febr. 1303 einen Agl. über die Verhältnisse dieser Grafschaft:
Teil der münsterschen Amter Bevergern und Wol-F Zachariä, D. St. u. B. R., 3. Aufl., S. 506,
beck (dann Fürstentum Rheina-Wolbeck genannt), Note 9 und die dort. beigefügte Literatur.
ohne Anzeige wofür, zugeteilt. Die Wiener Kon- * Vgl. in v. Rohrscheidt, Preußens Staats-
greßakte v. 9. Juni 1815, Art. 43, unterwarf verträge, S. 456.
demnächst standesherrlich den größeren Teil von Der F. 44 des L. V. G. v. 6. Aug. 1840
Rheina-Wolbeck der preußischen, den Uberrest aber(G. S. für Hannover 1840, Abt. I, S. 141)
(den späteren Kreis Emsbüren der hannöver- nimmt auf diese Verordnungen ausdrücklich Bezug.
schen Staatohoheit (vgl. S. 33). Ein Rezeß v. 4 Das #jjetzige) Herzogtum Arenberg-Meppen
11. (20.) Okt. 1824 stellte die standesherrlichen wird aus dem ehemaligen westfälischen Kreise
Verhältnisse des Herzogs von Looz-Coorswaren Meppen gebildet, welcher im J. 1803 an den
fest, und durch die M. Verordn. v. 11. Sept. 1826 Herzog von Arenberg fiel und als Standesherr-
(G. S. für Hannover 1826, Abt. 1, S. 193, schaft im J. 1815 durch die Wiener Kongreßakte
vgl. Abt. III. S. 182) wurde das ganze stan= v. 9. Juni 1815, Art. 32, ausf Hannover überging.
desherrl. Gebiet (Emsbüren!, nachdem der Her-= Das Herzogtum umfaßt die Arenbergschen Amter
zog durch eine Urkunde v. 11. Febr. 1826 gegen Aschendorf, Hasenlünne, Gämling zu Sögel und
eine Jahresrente auf seine gesamten standesherrl. Meppen, und wurde mit der Provinz Osna-
Rechte in Beziehung auf den im Königreiche brück vereinigt #vgl. M. Bl. d. i. Verw. 1867,
Hannover belegenen Teil der Herrschaft Rheina- S. 931. Vgl. Grefe, Hannovers Recht, Bd. I,
Wolbeck verzichtet hatr, als Vogtei mit dem! S. 141 ff. — Wegen der Eigenschaft des Her-
Amte Lingen vereinigt vgl. Klüber, a. a. O., zogs von Arenberg als preuß. Standesherr (wegen
§. 316, S. 194, Note c; Grefe, Hannovers] der Grasschaft Recklinghausen in der Provinz
Recht, 3. Aufl., TI. I, S. 139—140. Ebbardt, Westfalen vgl. S. 31, N. 1.
die St. VerfP des Königreichs Hannover, S. 253, * (G. S. für Hannover 1826, Abt. I, S. 155.
M. Bl. d. i. Verw. 1867, S. 93. Das gräfl. * Ebendas. 1827, Abt. I, S. 97.
Elolbrrgiche Haus besaß unter hannöverscher * Vgl. in den Stenogr. Ber. des Abg. H.
Hoheit Teile der Grasschaft Hohnstein iogl. M. 1875, Anl. Bd. I, Aktenst. Nr. 9, S. 27 ff.