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b) Auch in Sachsen schlug ihm alles fehl. Mutlos geworden durch die Nieder-
lage von Kunersdorf, gab er seinem Kommandanten in Dresden Weisung, die von
den Osterreichern hart bedrängte Stadt aufzugeben. Gern hätte er sie später wieder-
gehabt. Deshalb sandte er den General Finck, um sie wiederzugewinnen. Aber
1759 bei dem Dorfe Maxen südlich von Dresden wurde dieser von Daun eingeschlossen
und mit seinem ganzen 11000 Mann starken Heere gefangen („Finckenfang bei
Magxen“).
1760 6. 1760. a) Dresden. Im Sommer 1760 rückte Friedrich selbst heran, um
Dresden den Osterreichern zu entreißen. Es begann nun eine furchtbare Beschießung
der Stadt. Über 400 Häuser und fünf Kirchen sanken in Schutt, nur das feste Ge-
wölbe der Frauenkirche war nicht zu erschüttern. Als dann ein österreichisches Ent-
satzheer anrückte, mußte Friedrich die Belagerung aufgeben, ohne etwas erreicht
zu haben.
b) Liegnitz. Endlich lächelte ihm wieder das Glück. Bei Liegnitz umstellten
ihn die Feinde von drei Seiten. Friedrich änderte plötzlich seine Stellung, ließ
aber an dem alten Lagerplatze durch Bauern die Wachtfeuer unterhalten und täuschte
dadurch die Feinde über seine Stellung. Nach dreistündigem Kampfe waren die
Osterreicher vollständig geschlagen.
c) Torgau. Einige Monate später folgte ein neuer Sieg bei Torgau. An-
fangs schien es, als sollte der König unterliegen, ganze Reihen seiner Grenadiere
wurden niedergeschmettert. Der König selbst kam in Lebensgefahr, und eine Kugel
drang ihm durch Mantel, Rock und Weste gegen die Brust, ohne ihn jedoch zu ver-
letzen. In einer nahen Dorfkirche verbrachte er eine schreckliche Nacht. Als der
Tag graute, ritt er voll Unruhe zum Dorf hinaus. Da sprengt ihm Zieten ent-
gegen und ruft: „Die Schlacht ist gewonnen, der Feind zieht sich zurück.“ Zieten
hatte nämlich den Feind umgangen und ihn so in die Flucht geschlagen. Voller
Freude umarmte der König den tapferen General. (Ged.: Der alte Zieten, von
Fontane.)
7. Die letzten Kriegsjahre. Friede. Im nächsten Jahre bezog Friedrich bei
Bunzelwitz in Schlesien ein festes Lager. 135000 Feinde umstanden ihn in weitem
Kreise. Fast wollte ihm in dieser bedrängten Lage der Mut entfallen; Zieten aber
suchte ihn zu trösten. „Hat Er sich etwa einen neuen Verbündeten angeschafft?"
fragte ihn da einmal der König. „Nein, Majestät,“ entgegnete Zieten, „nur den alten
dort oben, und der verläßt uns nicht.“ Zieten behielt recht. In Rußland starb die
Kaiserin Elisabeth, und ihr Nachfolger, Peter III., schloß sofort mit Friedrich
ein Bündnis. Bald darauf bequemte sich auch Maria Theresia zum Frieden. Er
1763 wurde 1763 auf dem Jagdschlosse Hubertusburg bei Oschatz geschlossen; Friedrich
behielt ganz Schlesien.
d) Teilung Polens.
1. Teilung Polens. Unter allen Feinden Friedrichs hatten sich die Russen
am gefährlichsten erwiesen. Er suchte daher jetzt deren Freundschaft und schloß ein
Bündnis mit der Kaiserin Katharina II. Diese war sehr ländergierig und hatte
ihr Auge besonders auf das zerrüttete Polen geworfen, das damals ohne König war;
denn König Friedrich August II. war kurz nach Beendigung des Siebenjährigen
1772 Krieges gestorben. 1772 schloß Rußland mit Preußen und Osterreich einen Vertrag,
nach dem jeder dieser Staaten einige an sein Gebiet grenzende polnische Landesteile