Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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Gletscher und die meisten „Zacken“ und „Hörner" der Alpen, wie die Schreck- 
hörner, die Wetterhörner u. a. — Ein mächtiger Gebirgsstock der Westalpen ist 
der St. Gotthard. Auf ihm und in seiner Nähe haben vier Flüsse ihre Quellen. 
Seit 1882 geht durch ihn ein Tunnel (15 km) mit einer Eisenbahn, die die 
Schweiz mit Italien verbindet. — Am Vierwaldstätter See liegt der wegen 
seiner entzückenden Aussicht vielbesuchte Rigi. 
2. Die Ostalpen reichen vom Bodensee und Oberrheintale bis zur Ungarischen 
Tiefebene. Zu ihnen gehören die Bayrischen Alpen, die Tiroler Alpen, die 
Hohen Tauern, die Salzburger Alpen. Die höchsten Berge der Ostalpen sind 
der Großglockner (3800 m) und der Groß-Venediger (3700 m). 
b) Das Klima der Alpen ist je nach ihren verschiedenen Höhenstufen 
verschieden. Die Wärme nimmt bei je 1000 m Steigung um etwa 6° C ab, 
In den zahlreichen sonnigen und geschützten Tälern sieht man grüne Wiesen. 
lachende Obstgärten und wallende Kornfelder. Hier liegen auch die langgestreckten 
Dörfer und Städte, deren Häuser meist mit weit vorspringendem Dache versehen 
sind, damit zur Winterszeit ein schneefreier Gang um das Haus bleibe. Am 
Fuße der Berge dehnen sich schöne Laubwaldungen aus. Etwas weiter nach oben 
zu folgen Nadelhölzer und grüne Matten; auf den Matten wachsen liebliche 
Alpenrosen und würzige Bergkräuter. Noch höher hinauf verschwinden auch die 
Nadelbäume; Moose und Beerensträucher bedecken den Boden, und Felsblöcke türmen 
sich auf= und übereinander. Zwischen ihnen nistet der Lämmergeier und klettert 
die Gemse umher. Hier ist auch die Heimat des Berghasen, des Murmeltiers 
und des Schneehuhns. In einer Höhe von etwa 2700 m gelangen wir in den 
Bereich des ewigen Schnees. 
e) Dort oben lagern in Schluchten und Felsmulden große Eisfelder, die nicht selten 
über 100 m dick, an 5 km breit und mehr als doppelt so lang sind. Man nennt sie Glet- 
lcher. Sie bilden sich aus dem Schnee, der hier 8—10 m hoch liegt. Der Hochgebirgs- 
schnee besteht nämlich im Winter aus kleinen Eisnadeln. Während des heißen Sommers 
taut er am Tage etwas auf, in der Nacht aber gefrieren die Eisnadeln zu Körnern zu- 
sammen, die unsern Graupeln oder Schloßen ähnlich sind. Solch vorjähriger, körniger 
Schnee heißt yirn. (Firn — fern, vorjährig.) Infolge seiner abschüssigen Unterlage 
gerät er durch den Druck der höherliegenden Schneemassen allmählich ins Rutschen, und 
nach und nach bildet sich durch öfteres Tauen und Gefrieren 
aus dem Firn eine eisige, schmiegsame Masse, das Gleschereis. 
Wie ein Eisstrom senkt sich der Gletscher, meist sehr langsam, 
nach unten ins Tal, bisweilen 40—60 m in einem Jahre. Soviel 
er nach unten vorrückt, soviel schmilzt er hier gewöhnlich ab. 
Beim Hinabgleiten bilden sich oft tiefe Spalten und Risse in 
dem Eise. In diese dringt an heißen Tagen, wenn der Glet- 
scher an seiner Oberfläche taut, das Wasser ein, und dann 
bilden sich unter dem Gletscher kleine Bäche. Wo diese unten 
am Ende des Gletschers zutage treten, da sieht man oft eine 
bogenförmige Wölbung im Eise, das Gletschertor. Solche 
#ileischerhäche ab dis Quellen vieler Alpenflüsse, z. B. des 
· heins, der Rhone, der Aare u. a. Zu beiden Seiten des 
e Gletschermoränen. Oletschers sieht man lange Stein= und Schuttwälle Man 
v. Enbmorünc. nennt sie Toränen. Von Zeit zu Zeit fallen nämlich Stein- 
trümmer, durch Frost und Tauwetter, Regen und Sturm oben 
vom Felsen losgelöst, auf den Gletscher herab. Infolge seiner Fortbewegung sammeln 
eich alle diese Steine zur Seite des Gletschers und bilden nach und nach die Moränen. 
   
	        
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