Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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Südomerika. 
1. Gebirge und Flüsse. Die Westküste entlang zieht sich das Hochgebirge 
der Anden oder Cordilleren (kordilisren!. Ihre höchsten Gipfel, wie Acon- 
cagua, Sorata und Chimborazo (tschimborasso) sind bis zu 7000 m hoch und 
zum Teil als Vulkane tätig. Bald hier, bald dort bricht das unterirdische Feuer 
aus dem Krater hervor oder erschüttert das Land durch furchtbare Erdbeben. Bei 
dem warmen Klima beginnt die Schneegrenze erst in einer Höhe von 5000 m, in 
den Alpen dagegen in einer Höhe von 2700 m, in Norwegen sogar schon bei 
1000 m Höhe. Das Andengebirge ist am Westabhange (mit Ausnahme der 
Flußgebiete) auffallend kahl, der Ostabhang dagegen trägt ausgedehnte Urwälder. 
An der Ostküste Südamerikas liegen die Bergländer von Guyana und Brasilien. 
Zwischen ihnen und den Anden breiten sich ungeheure Tiefebenen aus, die von 
mächtigen Strömen durchflossen werden: dem Orinoko, Amazonenstrom und 
Parand, der in den Meerbusen von La Pläta mündet. 
2. Klima. Südamerikaliegt mit seiner größten Ländermasse in der Heißen Zone. 
Dennoch ist es hier nicht so furchtbar heiß wie in dem etwa in gleicher Breite 
liegenden Afrika. Die Ursachen davon sind hauptsächlich folgende: Nach der Seite 
des Atlantischen Ozeans hin dehnen sich große Tiefebenen aus, ohne daß, wie in 
Afrika, Gebirge rings an den Küsten aufragen. Daher ziehen vom Atlantischen Ozean 
befeuchtende Regen über das Land, so daß sich hier die gewaltigsten Flüsse und die 
dichtesten Urwälder gebildet haben. Die Wälder halten ihrerseits wieder die 
Feuchtigkeit lange fest und mildern durch ihre Ausdünstung die große Hitze. An der 
Westseite wird die Abkühlung hauptsächlich durch einen kalten Meeresstrom hervor- 
gerufen, der die Küste von Peru und einem Teile Chiles bespült. Leider aber 
bewirkt dieser Strom eine tauartige Entfeuchtung der Seeluft, so daß hier die Küste 
nur Nebel und Staubregen erhält. Daher ist hier die Küste waldleer. 
3. Die Urwälder des Hmazonenstromes. Der Amazonenstrom ist der 
wasserreichste Strom der Erde. Von seinen 200 Zuflüssen überragen 17 den 
Rhein an Länge des Laufes. An seiner Mündung ist er über 80 km breit, 
so daß er hier das Aussehen eines gewaltigen Sees hat. Das mächtige 
Stromgebiet dieses Riesenflusses ist größtenteils mit Urwäldern bedeckt, die teilweise 
jährlich überschmemmt werden. Baumriesen von 2—4 m Durchmesser und 
80—100 m Höhe sind nichts Seltenes. Um die Stämme winden sich, riesigen 
Schlangen gleich, dicke, holzige Schlinggewächse, die oben in den Asten die Bäume 
auf die mannigfachste Art miteinander verketten. An den Baumstämmen zieht 
sich langsam das Faultier in die Höhe; in den Baumwipfeln wimmelt es von 
Affen mit langen Greifschwänzen, und auf den Asten machen bunte Eidechsen und 
glänzende Schlangen Jagd auf Papageien, Kolibris u. a. Vögel. Der schwache 
amerikanische Löwe (Puma)h klettert geschickt auf Bäumen umher und verfolgt 
hier gleich dem klettergewandten Jaguar die zahlreichen Affen. 
4. Die Vereinigten Staaten von Bralilien, ein Bund von 20 Republiken, 
liegen größtenteils im Gebiete des Amazonenstromes und des brasilianischen Berg- 
landes. Sie sind fast so groß wie Europa, haben aber nur 22 M. Bewohner, 
also halb so viel wie das Königreich Preußen. In den fruchtbaren Pflanzungen 
baut man Zuckerrohr, Tabak, Baumwolle und viel Kaffee. Brasilien allein erzeugt
	        
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