Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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schirms. Einen solchen Blütenstand nennen wir Dolde. Die schwefelgelbe Farbe 
leuchtet weithin und lockt die Insekten an. Nur die langrüsseligen Falter und 
Hummeln können den Honig am Grunde der Röhre erlangen. Sie finden 
zweierlei Blüten, lang= und kurzgriffelige. Bei ersteren steht die Narbe an der 
Blütenöffnung, die Staubbeutel stehen unter ihr; bei den anderen ist es um- 
gekehrt. Das Insekt streift den Staub der langgriffeligen Blüten auf die Narben 
der kurzgriffeligen und umgekehrt. (Zwecko) 
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. Das Buschwindröschen (Anemone). 
1. Erwachen. Auch das Buschwindröschen blüht früh. Es besitzt nämlich 
ebenfalls einen Erdstengel, der unter dem Schutze der Laubdecke überwintert. 
Zerbrich ihn! Er ist mit einer weißen Masse angefüllt. Diese enthält Nährstoff, 
der im vorigen Jahre aufgespeichert ist. 
2. Wandernder oder kriechender Erdstengel. Während der Erdstengel beim 
Himmelsschlüsselchen in fast senkrechter Richtung wächst, gescheett dies beim 
Buschwindröschen mehr in wagerechter. Jährlich 
dringt er an der Spitze mehrere Zentimeter in der 
Erde vor und stirbt am anderen Ende um eben- 
soviel ab. So kommt es, daß an dem Punkte, wo 
im vorigen Jahre eine Anemone aus der Erde 
hervorsproß, in diesem Jahre keine wieder zu finden 
ist, wohl aber einige Zentimeter davon entfernt. 
(Vorteil des Wanderns? 
3. Blattwinkelknospen, Endknospen, Brut- 
knospen. An dem Punkte, wo der Wurzelstock der 
Anemone weiterwächst, bemerken wir eine eiförmige, 
mit S Schuppenblättern versehene Verlängerung (K), 
die durch ihre hellere Färbung auffällt. Es ist dies 
eine unterirdische Knospe, ganz ähnlich denjenigen .. 
Knospen, die wir an den Zweigen der Bäume VBuschwindroschen. 
finden. Bei diesen stehen einige in den Blattwinkeln, andere an den Enden 
der Zweige. Man unterscheidet danach Blattwinkelknospen und Endknospen. 
Aus beiden Arten entwickeln sich sowohl Blätter und Triebe als auch Blüten. 
Auf diese Weise verzweigt sich der Wurzelstock; stirbt er bis zu der Verzweigungs- 
stelle ab, so wird jeder Ast eine selbständige Pflanze. Auch die Knollen, die 
wir beim Scharbocks= und Knabenkraute (S. 18) finden, sowie die jungen Zwiebeln 
(S. 5) sind eine Art Knospen. Man bezeichnet diese aber als Brutknospen, da 
in jeder von ihnen ein ganzes Pflänzchen schlummert. 
4. Hoch-, Nieder= und Laubblätter. Aus der Knospe der Anemone ent- 
springt gewöhnlich ein Blütenstiel und ein Laubblatt. Das Blatt fehlt zuweilen 
oder entspringt aus einer seitlichen Knospe. Der Blütenstiel trägt eine Blüte 
und in der Mitte drei Hochblätter (D). Die Blätter sind vielfach zerteilt. Jedes 
Teilchen biegt und dreht sich so, daß es recht viel Licht auffangen kann. Eine 
besondere Art von Blättern bilden die häutigen, schuppenartigen Gebilde, die 
die Endknospe des Erdstengels umgeben. Man nennt sie Niederblätter, da 
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