Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

III 
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er auch zum Aufenthalte auf Bäumen gezwungen. Zum Baumleben befähigt 
ihn ganz besonders seine Kletterkunst. Diese verdankt er in erster Linie seinem 
Kletterfuße. Von den vier Zehen sind zwei nach hinten gerichtet, bei den 
  
Zungenapparat des 
Spechtes. 
übrigen Vögeln meist nur eine. Dadurch erhält der 
Specht eine sichere Stütze. Die Zehen sind mit 
äußerst spitzen, sichelförmigen Krallen versehen; mit 
ihnen hält sich der Kletterkünstler in der Baumrinde 
fest. Auch der Schwanz ist ihm beim Klettern be- 
hilflich. Er besteht aus starkschaftigen, in eine rechte 
und eine linke Gruppe geordneten Federn, die ihm 
beim Klettern zum Weiterschnellen, beim Hämmern 
aber als Stütze dienen. Wie notwendig ihm beim 
Klettern der Schwanz ist, ersieht man daraus, daß 
der Specht nur baumaufwärts klettert, niemals, mit 
dem Kopfe nach unten, baumabwärts; denn in diesem 
Falle kann er sich nicht mit dem Schwanze stützen. 
3. In der Werkstatt. Damit der Specht aber 
auch seine Nahrung bequem erlangen kann, hat er 
einen zum Zerhauen der Rinde vorzüglich geeigneten 
Schnabel. Er ist gerade und vorn meißelförmig abgestutzt, so daß er mit ihm 
wie mit einem Spitzhammer Rinde u3 Hokz leicht zersplittern kann. Nicht 
mit Unrecht hat man deshalb den Specht den „Zimmerman“ unter den 
Vögeln genannt. Seine Werkstatt 
ist der Wald. Kaum graut der 
Morgen, so geht unser Zimmermann 
an die Arbeit. An den Tannen und 
Eichen probiert er seine Kunst. Horch, 
wie das hackt und hämmert! Jetzt 
klingt's wie der Beilschlag eines 
Holzhauers, jetzt knarrt's wie eine 
eingerostete Gartentür „errr!“ Dabei 
hängt der Specht nämlich an einem 
daumendicken, dürren Zweige und 
klopft mit seinem starken Schnabel 
so geschwind und kräftig an den Ast, 
daß dieser ins Zittern gerät und 
jenen eigentümlichen, knarrenden Ton 
erzeugt. — Da, wo das Holz morsch 
und die Rinde hohl ist, klingt es 
dumpf und hohl. An solchen Stellen 
hämmert der Specht weiter, denn 
er vermutet hier eine Larve. Bald 
hat er tief genug gemeißelt, und — 
die Larve wird hervorgezogen. Auch 
die Larven, Käfer u. dgl., die auf der 
entgegengesetzten Seite des Baumes 
Buntfpecht. 
  
Nesthöhle mit Ciern.
	        
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