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dann baumartig bis in die äußersten Teile der Lunge. Hier bildet sie viele
kleine Bläschen.
Beim Einatmen füllen sich diese Bläschen der Lunge mit Luft und werden gespannt.
Da sie aber elastisch sind, so ziehen sie sich gleich darauf von selbst wieder zusammen, und
die Luft wird ausgetrieben. Der Brustkasten wirkt beim Atmen wie ein Blasebalg. Er
kann sich erweitern und verengern. Dies geschieht mit Hilfe des Zwerchfells. Das ist
ein fleischiger Muskel, der die Scheidewand zwischen Brust= und Bauchhöhle bildet und
sich abwechselnd hebt und senkt. Das Senken geschieht dadurch, daß sich das Zwerchfell
zusammenzieht. Dabei wird es platt und drückt nach der Bauchhöhle hin. Zugleich
heben sich die Rippen, die Brusthöhle wird weiter, und die Luft strömt hinein. (Ein-
atmen.) Hebt sich das Zwerchfell, so ragt es gewölbt in die Brusthöhle hinein. Die
Rippen senken sich wieder, die Brusthöhle wird enger, und die zusammengepreßte Luft
strömt hinaus. (Ausatmen.)
Die Luftbläschen der Lunge sind mit einem Netze zarter Blutgefäße um-
strick, die das Blut mit der Luft in nahe Berührung bringen. Beim Atmen
dringt nämlich durch die äußerst dünnen Wände der Luftbläschen Sauerstoff in
das Blut ein, während aus dem Blute in die Luftbläschen Kohlensäure tritt, die
beim Ausatmen ausgeschieden wird. Auf diese Weise wird das Blut zur Ver-
brennung (Chemie, S. 62) unbrauchbar gewordener Stoffe und somit zur Er-
zeugung von Wärme wieder tauglich gemacht.
31. Das Stimmwerkzeug des Menschen ist der Kehlkopf (Abb. S. 165, a).
Er bildet den obersten Teil der Luströhre (b). In ihm ist der Luftweg durch
zwei quer gelegte Bänder so verengt, daß zwischen ihnen nur ein schmaler
Spalt bleibt. Der Spalt heißt Stimmritze, die Bänder sind die Stimmbänder.
Sie können durch Muskel, die an drei drehbaren Knorpeln angreifen, genähert
und entfernt, gespannt und gelockert werden. Geht durch die gespannten Stimm-
bänder von der Lunge aus ein stärkerer Luststrom, so werden die Stimmbänder
in Schwingungen versetzt, und es entsteht ein Ton, der nach dem Grade der
stärkeren oder schwächeren Anspannung und der damit zusammenhängenden Ver-
engung der Stimmritze höher oder tiefer ist. Männer haben längere Stimm-
bänder als Frauen und Kinder und daher eine tiefere Stimme. Hinter der
Luftröhre liegt die Speiseröhre. Damit man sich nicht verschlucke und die
Speisen nicht in die Luftröhre geraten, ist die Luftröhre mit einem häutigen
Knorpel, dem Kehldeckel, verdeckt.
32. Pflege der Atmungswerkzenge. Reine, gesunde Luft ist für die Lunge
das Haupterfordernis; daher ist ja auch der Aufenthalt in Wald und Gebirge
so wohltuend. Rauhe, kalte Luft suche man von den Lungen fernzuhalten.
Darum ist es besonders im Winter wichtig, durch die Nase zu atmen, da sich
dadurch die Luft erwärmt. Bei scharfem kalten Winde halte man den Mund
durch ein Tuch geschlossen. „Geschlossener Mund erhält gesund“" Ferner atme
man recht tief, um die Lunge krästig zu machen und gehörig auszuweiten.
Verhindert wird das tiefe Atemholen besonders durch zu enge Kleider und
Schnürleibchen, sowie durch Anpressen der Brust an die Tischkante beim
Schreiben. Auch lantes Lesen und Sprechen, sowie ganz besonders das Singen
ist eine sehr zweckmäßige Übung zur Kräftigung der Lunge. Jede übermäßige
Anstrengung der Lunge durch zu heftiges Laufen, Schreien usw. vermeide man.
Auch halte man sich nicht unnötigerweise an staubigen Orten und in rauch-