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deuter Seni den Feldherrn mit den Worten verlassen, die von ihm in den Sternen
beobachtete Gefahr sei noch nicht vorüber. Wallenstein wollte sich gerade zur Ruhe
begeben. Ein Lärm von der Straße her schreckte ihn auf. Da stürmten plötzlich
die Mörder die Treppe herauf und sprengten die Tür des Schlafgemachs. Laut-
los, mit ausgebreiteten Armen, empfing Wallenstein den Todesstoß. Die Mörder
wurden vom Kaiser reich belohnt.
15. Die letzten Kriegsjahre. Herzog Beruhgrd#n##nWeimar wurde bei Nörd-
lingen (1634) vollständig von den Kaiserlichen geschlagen. Nun fielen die meisten
deutschen Fürsten von den Schweden ab, deren Macht durch die verlorene Schlacht
gebrochen war. Auch Sachsen schloß Frieden mit dem Kaiser. Das geschah 1635
zu Prag. Kurfürst Johann Georg entsagte dem Bündnis mit den Schweden
und stellte sein Heer unter den Kaiser. Dafür erhielt er von diesem die beiden
Lausitzen.
Allgemein hoffte man, daß nun der schreckliche Krieg zu Ende sei. Da fachte
Frankreich aufs neue die Fackel des Krieges an und schloß mit den Schweden
ein Bündnis, um so die Macht Deutschlands zu schwächen und die Länder am Rhein
an sich zu reißen. So dauerten die Schrecken des Krieges noch 13 Jahre, in denen
sich der Sieg bald auf die Seite der Kaiserlichen, bald auf die der Schweden neigte.
Die Schweden wurden besonders von ihren Generalen Torstenson und Baner zum
Siege geführt. Furchtbar waren die Greuel, die in dieser Zeit von den Truppen
verübt wurden. Nicht nur bei den Landsknechten, sondern auch bei den Schweden
war alle edle Sitte geschwunden, und der Ruf: „Die Schweden kommen!“ ver-
breitete Schrecken und Entsetzen rings umher.
Die Martern, die den Bürgern und Bauern bei Erpressungen auferlegt wurden, waren
wahrhaft teuflisch. Dem einen band man beide Hände auf den Rücken und zog ihm mit einer
durchlöcherten Ahle ein Roßhaar durch die Zunge. Dann suchte man ihm durch Ziehen an
dem Roßhaar die größten Schmerzen zu bereiten, und bei jedem Schrei, den der Unglückliche
ausstieß, versetzte man ihm vier Schläge mit der Karbatsche auf die Waden. Den anderen legtem
sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen
Milchkübel voll garstiger Jauche in den Leib. Das nannten sie „einen schwedischen Trunk“.
Zu diesen Greueln gesellte sich eine entsetzliche Hungersnot, die so furchtbar
war, daß die Menschen Gras aßen, ja sogar Fleisch vom Schindanger holten. Dazu
kam noch die schreckliche Pest, durch die ganze Dörfer ausstarben.
Besonders schlimm war das Schicksal Sachsens, an dem sich die Schweden
für den Abfall nach der Schlacht von Nördlingen furchtbar rächten. Drei Ver-
wüstungszüge unternahmen sie durch das unglückliche Land. Damals wurden die
Städte Colditz, Döbeln, Meißen, Leisnig, Wurzen, Pirna und Zwickau zerstört,
und es erging ihnen nicht besser als früher Magdeburg. Man redet noch heute
von der „Wurzener Marterwoche“ und dem „Pirnaischen Elend“. Endlich konnte
der Kurfürst, der in seinem festen Dresden sicher wohnte, die Not seines Landes
nicht mehr mit ansehen. Selbst auf die Gefahr hin, es mit dem Kaiser zu ver-
derben, schloß er 1645 mit den Schweden den Vertrag zu Kötzschenbroda. Gegen
eine monatliche Zahlung von 8000 Talern und die Zusicherung freien Durchzuges
durch Sachsen versprachen die Schweden, jegliche Bedrückung der Bewohner ein-
zustellen. So hatte das arme Land Ruhe.
16. Friede. Endlich, im Jahre 1648, ward zu Osnabrück und Münster
der Westfälische Friede geschlossen. Deutschland verlor kostbare Grenzländer,
1635