Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

38 Der Odenwald. 
und wie an seiner alten Düngemethode, hält der Odenwälder 
gern auch an seiner alten Wirtschaftsmethode, der sog. Drei- 
felderwirtschaft, fest, ebenso wie er landwirtschaftlichen Geräten 
neuerer Art nur mit Mißtrauen entgegentritt. 
Den ertragreichsten Ackerbau findet man im allgemeinen 
auf Lehm und Löß; die Verwitterungsprodukte des Diorits 
geben noch einen leidlichen Boden ab, während der Granit 
meist etwas zu trocken ist. Die Granitberge sind daher zum 
Teil unfruchtbar, und bilden Odland oder Hutungen, soweit 
sie nicht mit Laubholz bestanden sind; nur wo sich eine dickere 
Verwitterungskruste gebildet hat, ist der Boden etwas brauch- 
barer. Den schlechtesten Boden liefert der Buntsandstein; er be- 
darf der stärksten Düngung, Weizen gedeiht auf ihm nicht mehr, 
und Hafer tritt stellenweise in seinem Gebiet als wichtigste 
Halmfrucht in den Vordergrund. Damit hängt auch die 
geringe Volksdichte zusammen; nur, wo noch auf den Hoch- 
flächen ein Rest der Lößhülle sich erhalten hat, oder in den 
Talsohlen finden sich hier die Ortschaften. 
Von Obst werden in den wärmeren Lagen Birnen und fast 
überall Apfel gezogen, die teilweise zu Wein verarbeitet wer- 
den und neben denen neuerdings das Beerenobst und der 
daraus bereitete Beerenwein mehr an Bedeutung gewinnen. 
Außerdem findet sich noch überall, soweit es das Klima zu- 
läßt, der Walnußbaum, der im vorderen Odenwald bis zu 
recht erheblichen Höhen ansteigt. 
Bei dem Ackerbau wird überall Rindviehzucht betrieben; 
früher nur für den eigenen Bedarf die der bodenständigen rot- 
braunen Odenwälder Rasse, die aber in den letzten Jahr- 
zehnten durch Kreuzungen, besonders mit Simmentaler Vieh, 
untergegangen ist. Als wichtiger Nebenerwerbszweig ist außer- 
dem neuerdings, besonders im südöstlichen Odenwald, die 
Bienenzucht in Aufnahme gekommen, die einen aromatisch 
schmeckenden, begehrten Bienenhonig liefert.
	        
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