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und humorvoller Munterkeit, war sie ein sehr liebenswürdiger
Umgang und blieb die bevorzugte Gespielin und Freundin während
der Kindheit und ersten Jugend der Prinzessin. Besonders gefeiert
wurde in Eichhorn der 25. August, der Namenstag der Prinzessin
Wasa. Es gab dann meist ein großes Volksfest in einem der
schönen Thäler am Fuße des Schloßberges und abends Tanz
im hell erleuchteten Schlosse. Bei einem dieser Feste trug Prin-
zessin Carola die kleidsame Tracht des Landvolkes. Sie sah
reizend aus in dem kurzen, weitfaltigen, bunten Röckchen, in
weißer Schürze, roten Strümpfen, dem seidenen gestickten Mieder,
den weiten, weißen Puffärmeln; das rote Kopftuch zu den blauen,
dunkelbeschatteten Augen erhöhte die Schönheit des lebhaft ge-
röteten Gesichtchens. Die Leute drängten ihr nach, um sie zu
sehen, und waren stolz darauf, daß die Prinzessin nicht verschmähte,
die gleiche Kleidung mit den Bauern zu tragen. Eichhorn war
das Kindesparadies der Prinzessin, die Zeiten verflossen dort
harmlos und heiter. Jede Stunde verlangte ihre bestimmte
Thätigkeit, jeder Tag bot seine eigentümliche Freude. lÜber allem
strahlte das Licht der Mutter= und Kindesliebe.
Prinz und Prinzessin Wasa wurden im Sommer 1844 ge-
schieden. Prinzessin Carola blieb mit ihrem Vater stets in gutem,
herzlichem Verkehr; sie sah ihn fast jedes Jahr einige Zeit am
dritten Orte. Die Prinzessin Wasa hatte den großen Wunsch
Eichhorn zu erwerben, die Umstände erlaubten es nicht. Der
schöne Wohnsitz mußte aufgegeben werden. Es schlug die Stunde
der Trennung von der ehrwürdigen Burg, von dem mächtig
rauschenden Walde, von den frischgrünen Rasenflächen ihrer Um-
gebung, von dem brausenden Flusse. Nirgends ist die Welt so