Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1858 Ministerium Hohenzollern-Auerswald. 301 
Pückler als landwirthschaftlichen Minister. Das Finanz- 
ministerium wurde dem Präsidenten der Seehandlung, Otto 
Camphausen, Ludolf's jüngerem Bruder, angeboten; er lehnte 
aber unter einem technischen Vorwande ab, weil er dem Cabinet 
weder Stärke noch Dauer zutraute. Auf seinen Vorschlag 
berief Auerswald Herrn von Patow, einen Führer der liberalen 
Opposition gegen Manteuffel, nach Berlin. Kurz zuvor, am 
30. October, hatten die bisherigen Minister dem Regenten eine 
Denkschrift übersandt, worin sie die Nothwendigkeit ihres 
Bleibens für das Staatswohl erörterten, der Regent aber 
hatte sie einstweilen ohne Bescheidung gelassen. Nachdem jetzt 
am 4. November die Verständigung mit Patow gelungen war, 
sollte die Antwort an die alten Minister ergehen, daß Fürst 
Hohenzollern ein neues Cabinet gebildet habe, und die bisher 
durch die Herren von der Heydt und Simons geführten 
Ministerien des Handels und der Justiz einstweilen von den 
betreffenden Unterstaatssecretären verwaltet werden würden. 
Aber plötzlich erhob sich eine neue Schwierigkeit. Herr 
von Patow hatte bei der Verhandlung mit dem Prinzen ge- 
äußert, es sei ihm zweifelhaft, ob der König seine Ernennung 
gerne sehen würde. Dies machte dem Prinzen eine schlaflose 
Nacht; er fragte sich, ob Patow nicht zu liberal sei, und er- 
klärte am folgenden Morgen, daß er ihn nicht zum Minister 
haben wolle. Do war denn einige Stunden lang die Noth 
groß, bis Auerswald's Vermittlungstalent sich wieder einmal 
bewährte. Am Abend wurde Patow angezeigt, daß er ernannt 
sei, nachdem der Prinz das Bleiben der beiden bisherigen 
Minister von der Heydt und Simons genehmigt, und damit 
eine Verstärkung des conservativen Elements und Herstellung 
einer Continuität mit dem alten Ministerium erlangt hatte.
	        
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