Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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durch das süße Gebäck erworben, das als Pulsnitzer Pfefferkuchen 
auf allen Jahrmärkten Augen und Zungen der Kinder erfreut. Am 
berühmtesten aber ist die Stadt doch erst durch zwei Männer ge- 
worden, deren Wiege hier stand, deren Name aber weit über Sachsens 
Grenzen hinaus gedrungen ist. Der erste ist Bartholomäus 
Ziegenbalg, den sein Glaubenseifer nach Vorderindien trieb, wo“ 
der Missionar das Neue Testament in die Sprache des Landes 
übersetzte, um die heidnischen Völker zum Christentume zu führen. 
Er war ein mutiger Glaubensbote, der auch seinen Tod in der 
zweiten, heißen Heimat gefunden hat. Der andere ist der Bildhauer 
Rietschel, der in einer armen Familie aufwuchs, schon als Knabe 
im Zeichnen seinen Kunstsinn zeigte, als Jüngling sich tüchtig aus- 
bildete und als Mann die herrlichsten Bildwerke schuf. Seinem 
Landsmanne Lessing hat er zu Braunschweig ein Standbild gesetzt, 
unsere beiden Dichter Schiller und Goethe durch den Lorbeerkranz 
vereinigt, den Reformator Luther zu Worms in dem berühmten 
Denkmale verewigt und unsern König Friedrich August den Gerechten 
im Zwinger zu Dresden mit den Figuren der Gerechtigkeit und 
Milde, Weisheit und Frömmigkeit umgeben. In Dresden hat er 
seine schönsten Werke gebildet. Hier ist dem Künstler nach vollendetem 
Schaffen auch im Tode der Meißel entfallen, und hier ist ihm 
dann selbst (auf der Brühlschen Terrasse) ein Ehrendenkmal gesetzt 
worden. Die Stadt Pulsnitz ist uns aber wiederum ein 
Zeugnis dafür, wie aus einem kleinen Orte doch die Er- 
zeugnisse der Hand, mehr noch die Saaten des Geistes 
und die Früchte der Kunst in alle Welt getragen und 
zu Verkündigern der vaterländischen Tüchtigkeit werden 
können. 
5. Zum Schlusse besuchen wir an der Grenze des Elstergebietes 
noch das Weberdorf Rammenau südöstlich von Pulsnitz. In ihm 
wurde im Jahre 1862 auf granitnem Unterbau eine vierkantige 
Säule mit Marmortafeln gesetzt, auf denen wir lesen, daß in dem 
Dorse 1762 der Denker Joh. Gottlieb Fichte geboren wurde. Schon 
frühzeitig offenbarte der Knabe einen geweckten Geist. Der Vater 
lehrte ihn zeitig das Lesen, so daß der kleine Gottlieb bald den 
Morgen= und Abendsegen im Familienkreise vortragen konnte. Oft 
wandelte er einsam in Feld und Flur der untergehenden Sonne 
zu. Dann weckte ihn wohl der Schäfer des Ortes aus seinem träu- 
merischen Sinnen und mahnte zur Heimkehr. Einst forderte der 
Pfarrer den Dorfknaben auf, einem Herrn von Miltitz den Inhalt 
der Sonntagspredigt zu wiederholen. Da überkam ihn ein so mächtiges 
Geistesfeuer, daß er in fließender Rede Wort für Wort der langen 
Rede wiedergab. Nun hatte er in dem Freiherrn einen freundlichen 
Wohltäter gefunden, der ihn mit auf sein Schloß und dann auf 
höhere Schulen führte, damit er sich selbst zum Prediger ausbilden 
könnte. Aus dem träumerischen Knaben aber ist ein klarer Denker 
geworden. Und wenn er auch die Kanzel nicht betrat, so hat er
	        
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