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erwuchs durch Steigerung des Betriebes die reiche Fabrik-
tätigkeit der Stadt — es ist der Fabrikort im Tal.
5. Zuletzt bringt uns die Mulde noch zu der ältesten Stadt im
Tale, die Burg und Kloster, Gewerbe und Fabrikation zur Einheit
verbindet: nach Leisnig (8 T.). Auf hohem Felsenufer steht zu-
nächst der langgezogene Bau des Schlosses Mildenstein (Mul-
denstein), das Heinrich I. 922 auf dem Grunde einer alten Slavenburg
errichtete, vor uns. Der altersgraue Turm, dessen Rund sich am Ein-
gange zum Schloßhofe gegen 40 m erhebt, ist noch ein Rest der
alten Zwingburg. Am Fuße der Burg hatten sich Ritter angebaut,
denen die Verteidigung oblag. Diese Häuser des Burglehns wurden
ein verbindendes Glied für die Bürgerhäuser der Stadt, die sich von
der Höhe nach dem Tale zogen. So gewährt uns Leisnig das
schöne Bild einer mittelalterlichen Stadt, wie sie sich unter Anleh#
nung an Hochburg und Bodenbildung stufenmäßig entwickelte. Auch
das Kloster fehlte dem Orte nicht. Es liegt außerhalb der Stadt
in einer gesegneten Muldenaue, wird von bewaldeten Höhen um-
schlossen, von Feld und Wiese umzogen und ist nach dem Verfalle
ein Wirtschaftsgehöfte geworden, das aber den Namen „Klosterbuch“
noch trägt. Daß ferner ein reger Sinn für das Gewerbe in Leisnig
herrscht, mag daraus erkannt werden, daß sich die Stadt auch an
dem Tuchgewerbe ihrer Schwesterstädte beteiligt und die „Kratzen“
(Nachbildung der Kardendistel) fabrikmäßig herstellt. Was aber der
Stadt Leisnig den eigenartigen Reiz verleiht und sie über die
Schwesterstädte im Muldental erhebt, ist die herrliche Lage des
Ortes, die malerische Gruppierung der Hänser (am Schloßberge), die
Pracht der Obstbäume an den Gehängen, das bewaldete Ufer, ein
parkähnlicher Garten, die Frische des Wassers, das zum Bade ladet,
und der milde Lufthauch für die kranke Brust — ein kleines Natur-
paradies und mit seinem „Bad Mildenstein" — der Kurort im Tal.
Schlußzusammenfassung: So sind wir mit der Mulde
durch die mittelsächsischen Berge gewandert und haben ein Tal ge-
sunden, dessen Wasser= und Waldesrauschen uns die Schönheiten der
Natur, dessen Saatfelder und Obsthaine uns den Reichtum der Land-
schaft, und dessen fünf Orte uns in fortschreitender Reihe die Ent-
wickelung des vaterländischen Städtelebens anschaulich zeigen: in
Nossen die Burg, in Zelle das Kloster, in Roßwein das Gewerbe,
in Döbeln den Fabrikbetrieb, in Leisnig das Bad.
IV. Lehrdichtung:
Beschreite der östlichen Mulde Strand und laßz dich's nicht dauern!
Dort liest du Geschichten vom Meißner Land an alternden Mauern!
Die Deutschen vertrieben der Sorben Geschlecht; mit des Flambergs Spitze
Vertraten sic trotig ihr Siegerrecht, errangen sich Sitze.
Es häusten die Ritter da Stein auf Stein zur Feste von Nossen,
Durchjagten das Tal und den laubigen Hain auf schäumenden Rossen.
Dann führt' auch Mönche nach Altenzell Fürst Otto der Reiche.
„Dort“, sprach er, „an der heiligen Stell’ begrabt meine Leiche!“
Doch nach schrecklichem Brand hat der Zeiten Zahn das Gemäuer zerrieben.