Full text: Was jedermann von der Schuldfrage wissen muß! Schuld am Kriege? 60 Selbstzeugnisse der Entente

Außeren, eine Beratung, die fünf Minuten dauerte. Uns 
war ja alles vollkommen klar. Nach der Beratung 
läuteten wir in Zarskoje-Selo an. Ich stellte dem 
Zaren neuerdings vor, daß es technisch unmöglich sei, 
die Mobilmachung rückgängig zu machen. Darauf be- 
kam ich den Befehl, das Hörrohr dem Minister des 
Außern zu geben. Sasonoff redete darauf lange und 
mit Eifer auf den Zaren ein. Das Ergebnis war, daß 
der Zar seinen Befehl zurücknahm; die Katastrophe war 
abgewendet. (Vol. die russischen Zeitungsberichte über den 
Suchomlinowprozeß in „Suchomlinow"“, Ferd. Wyß, Verlag 
Bern 1917.) 
Die Katastrophe — das wäre für die drei Männer die Ein- 
stellung der Mobilmachung und die Verhütung des Weltkrieges 
gewesen! Und nicht nur sie — auch Poincaré hätte so empfunden. 
Als der Präsident der Republik am 23. Juli 1914 Petersburg 
wieder verließ, da nahm er das Bewußtsein mit, daß die russischen 
Dinge bereits den gewünschten Gang gingen. Und als er am 
29. Juli wieder in Paris anlangte und mit seinem alten Freunde 
Iswolski zusammentraf, da blieb ihm nur übrig, auch die franzö- 
sischen Dinge in den entsprechenden Gang zu bringen. Poincaré 
hatte damals nur die eine Befürchtung, daß jene eingeleiteten Ver- 
mittlungsbersuche zwischen Wien und Petersburg in letzter Stunde 
den Krieg doch noch vereitelten. Er vergaß über dieser Be- 
fürchtung alle Vorsicht, drängte darauf, daß auch von Frannich 
aus nicht nur die militärische, sondern auch die politische Initiative 
ergriffen werde. Und bei Caillaux steht die Behauptung, daß 
Poincaré, der Mann des großen Ehrgeizes urd mit dem „eichten 
Herzen“, im Ministerrat vom 1. August darauf bestanden habe, 
daß Frankreich zuvorkomme und nunmehr felbst an Deutschland 
den Krieg erklären solle: 
Der Präsident der Republik bestand bei seinen 
Ministern darauf, daß Frankreich an Deutschland den 
Krieg erkläre. „Frankreich“, 6n te er und wiederholte 
er mit Harthäckigkeit, „läßt sich nicht den Krieg er- 
klären"“. Was heißt das? Was bedeutet diese Phra 
hinter deren großen Worten Ideen erscheinen, die in 
vollem Widerspruch zur republikanischen Doktrin 
stehen, es sei denn, daß das Oberhaupt des Staates eben 
gewollt habe, daß sich die Pforte hinter den letzten 
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