Entente cordiale hat in Frankreich den schlummernden
Mevanchegedanken zu neuem Leben erweckt. Und von
ihr geht der Zustand der Umuze und des Unbehagens
aus, in dem Europa sich seit sieben Jahren befindet.
(Belgische Aktenstücke, Seite 101.) · "
Und nicht nur der belgische Gesandte in Berlin urteilte so.
Auch der belgische Gesandte in Paris, Mr. Leghait, berichtete
am 6. März 1906 an seine Regierung:
Man hat hierin (in dem Besuch, den Eduard VII.
in Paris abstattete, und in der Auszeichnung, die er
Delcassé zukommen ließ) mit Besorgnis ein Anzeichen
für das Bestreben Englands gesehen, die Lage so zu
vergiften, daß der Krieg unvermeidlich wird. (HBelgische
Aktenstücke, Seite 20.)
Über Eduard VII. im besonderen urteilt dann wieder der
belgische Gesandte in Berlin, wenn er am 13. Februar
1909 nach Brüssel berichtet: ,
Der König von England versichert, daß das Ziel
seiner Bemühungen immer die Erhaltung des Friedens
gewesen sei. Nun, das hat er seit Beginn des diploma—
tischen Feldzuges immer gesagt, den er so erfolgreich
durchgeführt hat, um Deutschland zu isolieren; aber es
kann einem nicht entgehen, daß der Weltfrieden niemals
ernstlicher bedroht gewesen ist, als seitdem der König
von England ihn zu festigen trachtet. CGelgische Akten-
stücke, Seite 65.)
Die Ententepropaganda freilich kehrt die Verhältnisse um.
Sie pflegt als eine Herausfor rung hinzustellen, daß die deutsche
Regierung sich in Marokko die Handelsfreiheit nicht nehmen lassen
wollte, auf die jedes Land ein Recht hatte. Die englische Politik
fürchtete damals, der unbequeme deutsche Einspruch könne das
ägyptische Geschäft rückgängig machen, und so unterstützte sie den
iiisbe Standpunkt auf die Gefahr hin, daß die Uutersteizung
zum Kriege führte. Auf diese Unterstützung gingen jene Ehren-
verbindlichkeiten zurück, von denen E. D. Morel in dem Kapitel,
das er während des Weltkrieges der „Marokko-Intrige“ widmete,
rückblickend sagte:
E. kann nicht oft genug hervorgehoben werden, daß
die Verletzungen von Ehrenverbindlichkeiten, die Europa
6