in dem Jahrzehnt vor dem Kriege entehrt haben und
die jetzt zur Vernichtung Europas beitragen, mit dem
Vers uche der Auswärtigen Amter Frankreichs und Eng-
lands begannen, im Marokkohandel das Völkerrecht
Europas beiseite zu schieben. Der Versuch ward von
Erfolg gekrönt, indem man die Macht, die sich dagegen
auflehnte, mit Krieg bedrohte. (E. D. Morel, Teuth auck the
War, deutsche Ausgabe, Seite 80)
Auch in Frankreich würde die Rechtsgrundlage, auf der die
Marokkofrage ruhte, von rechtlich denkenden Politikern ganz anders
beurteilt, als heute etwa Poincaré sie beurteilt wissen möchte, wenn
er in seinen Vorträgen über die Ursprünge des Krieges aus der
deutschen Marokkopolitik eine vorbedachte Angriffspolitik macht.
Jean Jaures sagte am 20. Dezember 1911 in der franzö-
sischen Kammer in seiner großen Agadir-Rede:
Deutschland • das eigenartige, zugleich wider-
wärtige und tragische Schicksal, eine Großmacht zu sein,
die in der Geschichte immer zu spät gekommen ist.
In dem Frieden, der seit dem Kriege von 1870 auf-
rechterhalten wurde, sind seine Kräfte einzigartig ge-
wachsen. Seine Bevölkerung hat sich fast verdoppelt,
seine Fabriken verarbeiten die Erze und Kohlen, die
ihm der Reichtum seines Bodens spendet. Um diese
übergroße Bevölkerung zu ernähren, um Absfatzgebiete
für die vermehrten Erzeugnisse zu finden, blickt Deutsch-
land nach außen; es vergrößert seine Handelsflotte, es
entwickelt seine Ausfuhr, es will seine Absatzgebiete er-
weitern.. Acber da findet es überall die Stellungen
schon besetzt. Es findet den Erdball verteilt. Und da,
meine Herren, werden Sie verstehen, müssen Sie ver-
tehen, daß Deutschland mit einer besonderen Aufmerk-
samkeit darauf achten muß, daß eine neue Verteilung
der kleinen Zahl von Absatzgebieten, die noch übrig ge-
blieben sind, nicht über seinen Kopf hinweg ges chie t.
(Val. die Reden von Jean Jaurés, Buchhandlung Vorwärts,
Seite 3 bis 12.)
Kein Führer der deutschen Sozialdemokratie hat jemals so
klar, wie hier der Führer der französischen Sozialdemokratie es tat,
erkannt und ausgesprochen, daß das, was man gemeinhin deutschen
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