Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dritter Jahrgang. 1862. (3)

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Preußen. 
tiefster Ehrfurcht die Ueberzeugung aussprechen, daß keine Regierung, welche 
in diesen Punkten den Bedürfnissen der Nation widerstrebt, die untrenn- 
baren Interessen der Krone und des Landes zu fördern im Stande sein 
würde, zumal die Machtstellung Preußens in Deutschland und in 
Europa vorzugsweise auf moralischer Energie, also auf der hingebenden Be- 
geisterung des Volkes beruht. In dem Bewußtsein, daß nur auf diesem 
Wege eine wahrhaft konservative und monarchische Politik durchgeführt wer- 
den kann, richten wir an das väterliche Herz Ew. Majestät die ehrfurchts- 
volle Bitte, durch hochsinnige Gewährung der nationalen Wünsche 
Ihrem getreuen Volke den innern Frieden zu sichern und in der vollen Ei- 
nigkeit von Regierung und Volk Ew. Majestät erhabenem Hause wie dem 
Vaterlande neuen Glanz und eine größere Zukunft zu bereiten“. 
7. Juni. Antwort des Königs auf die Adresse des Abgeordnetenhauses: 
 
 
 
 
 
 
„Ich habe die mir soeben ausgedrückten Versicherungen der Treue und 
loyalen Ergebenheit gerne entgegengenommen. Indem ich wiederholt aus- 
spreche, daß ich unverändert auf dem Boden der beschworenen Verfassung 
stehe, sowie auf dem meines Programms vom November 1858, und daß ich 
mich dabei in voller Uebereinstimmung mit meinem Ministerium befinde, 
knüpfe ich hieran die feste Erwartung, Ihre ausgesprochenen Gesinnungen 
durch die That bewährt zu sehen, und da Sie einen Satz meines Programms 
von 1858 herausgehoben haben, so wollen Sie sich dasselbe Zeile für Zeile 
einprägen, dann werden Sie meine Gesinnungen recht erkennen“. 
Nach Ertheilung dieser Antwort an die Deputation des Abg.= 
Hauses zieht sich der König ziemlich ungnädig sofort zurück. 
Das Herrenhaus erklärt sich für die Continuität seiner Sitzungen. 
20. „ Das Abg.-Haus wählt wiederum Grabow zu seinem definitiven 
Präsidenten für die ganze Session, Behrend und Bockum-Dolffs zu 
Vicepräsidenten und genehmigt nach längerer Debatte fast einstim- 
mig die mit Coburg-Gotha, Waldeck und Sachsen-Altenburg abge- 
schlossenen Militärconventionen. 
Mehrere Redner heben besonders hervor, daß in diesen Conventionen die 
zweijährige Dienstzelt festgesetzt sei: nach diesem Vorgange sei es unmöglich, 
in der preußischen Armee den 3jährigen Dienst gegen den Willen der Lan- 
desvertretung länger aufrecht zu erhalten. 
25. „ Der König empfängt den General v. Bardeleben und nimmt 
ein Handschreiben des Kurfürsten von Hessen entgegen, welcher den 
König von der Wiederherstellung der Verfassung von 1831 „nach 
den von Allerhöchstdemselben in wohlwollendster Absicht ertheilten 
Rathschlägen“ unterrichtet. Die Preuß. Genugthuungsfrage wird 
dadurch und durch die inzwischen eingetretene Entlassung des früheren 
Kurhessischen Ministeriums als erledigt angesehen und die Marsch- 
bereitschaft der beiden Armeecorps aufgehoben (s. Deutschland). 
26. „ Der Geh. Rath Winter wird von der commissarischen Ver- 
waltung des Polizeipräsidiums von Berlin entbunden und die inte- 
rimistische Verwaltung dieses Amtes dem Landrath v. Bernuth 
übertragen. 
4. Juli. Eine Depesche des Grafen Bernstorff an den preußischen Ge-
	        
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