138 Preußen.
— Aug. Die trotz des Verbotes an den König gelangten Adressen der
Stadtverordneten einzelner Städte beginnen an dieselben zurück zu
gehen, mit der Anzeige, daß sie „aus dem kgl. Kabinet ohne berück-
sichtigende allerh. Bestimmung an den Minister des Innern abge-
geben worden seien.“
2. „ Besuch des Kaisers von Oesterreich bei dem König von Preußen
in Gastein (s. Deutschland).
4. „ Der König lehnt die Einladung zu einem Congreß der deutschen
Fürsten ab und schlägt dagegen Ministerconferenzen von Vertretern
der 17 Stimmen, des engeren Rathes der Bundesversammlung
vor (s. Deutschland).
13.—14. Aug. Zwei Depeschen Bismarcks aus Gastein präcisiren die
Stellung, welche Preußen dem österreichischen Vorgehen in der deut-
schen Reformfrage gegenüber einzunehmen gedenkt. (s. Deutschld.)
7.—31. Aug. Fürstencongreß in Frankfurt. Collectiveinladung der
versammelten Fürsten an den König. Neue Ablehnung des Königs.
(s. Deutschland.)
1. Sept. Schluß des Fürstencongresses in Frankfurt. Zweites
Collectivschreiben an den König. (s. Deutschld.)
3. „ Das ohne die Theilnahme und gegen den Willen Preußens
erreichte Resultat des Fürstencongresses veranlaßt das Ministerium,
beim Könige die Auflösung des Abgeordnetenhauses und
die Anordnung von Neuwahlen zu beantragen. Der König ge-
nehmigt den Antrag.
Bericht des Ministeriums an den König: ,, . . . Wir konnten
uns nicht verhehlen, daß weitere Verhandlungen mit dem gegenwärtigen
Abgeordnetenhause für die Verständigung über die schwebenden Streit-
fragen keine Aussicht boten. Die Stellung, welche die Mehrheit des Hauses
zu Ew. Maj. und zu Allerhöchstdero Regierung eingenommen, und die For-
derungen, mit welchen dieselbe in die verfassungemäßigen Rechte
der Krone einzugreifen versucht hatte, schlossen jede Hoffnung auf
ferneres Zusammenwirken und auf ein befriedigendes Ergebniß desselben aus. . .
Die Lage der Dinge in Ew. Maj. Staaten hat seitdem keine Veranlassung
zu einer Aenderung unserer damals von Ew. Maj. gutgeheißenen Anträge
geboten; dagegen sind auf dem Gebiete der deutschen Bundes-Verfassung
Bestrebungen zu Tage getreten, deren unverkennbare Absicht es ist, dem
preußischen Staate diejenige Machtstellung in Deutschland und in
Europa zu verkümmern, welche das wohlerworbene Erbtheil der ruhm-
vollen Geschichte unserer Väter bildet, und welche das preußische Volk sich
nicht streitig machen zu lassen jederzeit entschlossen gewesen ist. Unter diesen
Umständen wird es für Ew. Maj. Unterthanen zugleich ein Bedürfniß sein,
bei den bevorstehenden Neuwahlen der Thatsache Ausdruck zu geben, daß keine politische Meinungsverschiedenheit in unserem Land tief genug greife, um,
gegenüber einem Versuche zur Beeinträchtigung der Unabhängigkeit und der
Würde Preußens, die Einigkeit des Volks in sich und die unverbrüchliche
Treue zu gefährden, mit welcher dasselbe seinem angestammten Herrscherhause
anhängt. Die Vorgänge der jüngsten Tage haben uns daher in den im Juni
ds. Js. Ew. Maj. allerunterthänigst unterbreiteten Anträgen nur bestärken
können. . ."