Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

140 Preußen. 
Ministerwechsel zu suchen. Aus diesem Grunde glauben wir uns auch mit 
unserem Aufruf nicht allein an die Freunde und Anhänger des zeitigen Mini- 
steriums, sondern an alle diejenigen wenden zu sollen und zu dürfen, welche 
mit uns die Krone als den lebendigen Mittelpunkt der preußischen Verfassung 
betrachten und deren Blick hell genug ist, um die unvermeidlichen Folgen 
einer trotzigen Wiederwahl nicht zu übersehen. Nur das Königthum vermag 
unsere inneren Wirren zum heilsamen Austrag zu bringen; nur ein starkes 
Königthum vermag auch die Stellung Preußens in Deutschland zu wahren 
und zu stärken. Es. ist nur die einfache Consequenz jener inneren Auflehnung, 
 wenn die Führer der deutschen Agitation wie in der polnischen so auch 
in der deutschen Frage ihren parlamentarischen Sieg über die Krone mit 
dem Preisgeben der „Großmachtstellung“ Preußens in Deutschland zu 
erkaufen bereit stehen. Wir haben indessen das Vertrauen zu der Mehrzahl 
unseres Volks, daß sein preußischer Patriotismus stärker ist als die Künste 
einer unpatriotischen Demokratie; wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben, 
daß es nur der richtigen Stellung der Frage bedarf, um das im preußischen 
Volke lebendige Bewußtsein der Einheit mit seinem Könige überall zum rechten 
Ausdruck gelangen zu lassen. Die neuesten Vorgänge in Deutschland und 
Europa müssen jeden Patrioten mehr als je mit der Ueberzeugung erfüllen, 
 daß das eigenste Werk unseres Königs und Herrn, die neue Heeresorgani- 
sation, deren Zweckmäßigkeit sich neuerdings in den an Polen grenzenden Pro- 
vinzen auf das Erfreulichste bewährt hat, ihrer festen gesetzlichen Grund- 
lage nicht länger entbehren kann, wenn Preußen nicht in Stunden wichtiger 
Entscheidung wehrlos werden soll. . ." 
15. Sept. Bericht des Staatsministeriums an den König über die 
deutsche Frage. (s. Deutschld.) 
„    „   Die 7 Berliner Redacteure werden wegen ihres Protestes gegen 
die Preßverordnung vom 1. Juni in erster Instanz freigesprechen. 
22. „ Antwort des Königs an die deutschen Fürsten, welche das 
Collectivschreiben aus Frankfurt vom 1. Sept. an ihn unterzeichnet 
hatten. (s. Deutschld.) 
„  „ Ein Erlaß des Staatsministeriums spricht im Verwaltungswege 
die Aufhebung der Zahlung von Stellvertretungskosten aus 
Staatsfonds für die eine Wahl ins Abg.-Haus annehmenden Be- 
amteten aus. 
24. „ Der Minister des Innern macht den Regierungs-Präsidenten 
eine an das Staatsministerium ergangene k. Ordre vom 7. April 
 bekannt, — in welcher es heißt, der König könne sich der Wahrnehmung 
nicht verschließen, daß viele mittelbare und unmittelbare Staats- 
beamte sich der Opposition gegen die Staatsregierung angeschlos- 
sen, und statt letztere thatkräftig zu unterstützen, ihr sogar Schwie- 
rigkeiten bereitet hätten; das Wohl des Vaterlandes fordere gebieterisch, 
daß solchen mit der Aufgabe königlicher Beamten unverträglichen Be- 
strebungen mit allen Mitteln, welche die Gesetzgebung zulasse, entgegen- 
getreten, und die nothwendige Einheit aller Regierungsorgane mit 
vollem Nachdruck angestrebt werde — und fügt eine Ermahnung an 
die Regierungspräsidenten bei, dem Uebel gründlich und nach- 
haltig entgegenzutreten: 
       . . . „Wer als Beamter geschworen hat, „dem Könige, seinem Aller- 
gnädigsten Herrn, unterthänig, treu und gehorsam zu sein", ist dieses Eides 
 
	        
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