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mächtigten jene Verpflichtungen eingegangen waren und er selbst sie ratificirt
hatte. Da sich nun also die Frage erhoben hat, ob die von Rußland durch
den Wiener Vertrag übernommenen Verpflichtungen getreulich in Ausführung
gebracht worden sind oder es gegenwärtig werden, so fühlt sich J. M. Regie-
rung zu ihrem tiefen Bedauern zu der Erklärung gezwungen, daß diese Frage
verneinend beantwortet werden muß. Es springt in die Augen, daß, selbst
wenn Polen wieder unterworfen werden soll, die Erinnerung an die Geschicke
„des Kampfes es noch für lange Zeit zu einem bitteren Feinde Rußlands und
zu einer Quelle der Schwäche und Gefahr machen wird, statt daß es ein
Element der Sicherheit und der Stärke abgeben soll. J. M. Regierung richtet
daher an die russische Regierung das ernstlichste Ersuchen, allen den vorstehen-
den Betrachtungen ihre ungetheilteste Aufmerksamkeit zuzuwenden; und Ihrer
Maj. Regierung erlaubt sich überdies, der kaiserl. Regierung zu bedenken
zu geben, daß, auch abgesehen von Vertragsverpflichtungen, Rußland
als ein Glied der europäischen Staatenfamilie Rücksichten gegen andere Na-
tionen zu nehmen hat. Die Zustände, wie sie nun schon seit einer langen-
Reihe von Jahren in Polen existirt haben, sind nicht allein für Rußland,
sondern auch für den allgemeinen europäischen Frieden eine Quelle der Ge-
fahr. Die Ruhestörungen, welche seriwährend unter den polnischen Unterthanen
Sr. kais. Maj. ausbrechen, rusen in nothwendiger Folge eine ernste Aufregung
der Gemüther in anderen Ländern Europa's hervor, welche ihren Regierungen
nur vielfache Besorgnisse einflößen kann, und die möglichen Falles Ver-
wickelungen der ernstesten Art herbeiführen dürfte. J. M. Regierung hegt
daher die tiefgefühlteste Hoffnung, es werde die russische Regierung diese An-
gelegenheiten in einer solchen Weise ordnen, daß dem polnischen Volke der
Friede wiedergeschenkt und auf dauernder Grundlage befestigt werden möge.“
13. April. Der Kriegsminister Sir George Lewis f.
"„ „ Englkand fordert die Regierungen der verschiedenen Staaten
Europa's neuerdings auf, die Schritte der drei Mächte in St. Pe-
tersburg zu Gunsten Polens zu unterstützen.
24. „ England erklärt die von Rußland ertheilte Amnestie für
ungenügend.
8. Mai. Graf Russel erklärt im Oberhause, er wolle nicht, daß man
die von den Mächten erhobenen Vorstellungen zu Gunsten Polens
und den guten Erfolg, den sie haben könnten, in zu rosiger Farbe
sehen möge; England werde weder das Schwert zu Gunsten Polens
ziehen, noch etwas Anderes thun, als an die russische Regierung
Vorstellungen richten, welche Englands würdig seien, zumal da Eng-
land hierin von Frankreich und Oesterreich unterstützt werde. Er
verlangt vom Hause, Vertrauen zur Regierung zu haben, welche
das beste und praktischste thun werde, nicht an der Macht der
öffentlichen Meinung zu zweifeln, der selbst der Czar Rechnung
tragen müsse und zu hoffen, daß die göttliche und menschliche Ge-
rechtigkeit nicht zugeben werde, daß eine solche Unterdrückung noch
lange ungestraft bleibe.
12. „ Lord Palmerston erklärt im Unterhause gelegentlich einer Debatte
über Rom und Neapel, daß die Stadt Rom zur Zeit von einer
französischen Garnison regiert werde, daß die Autorität des Papstes